1:1 – VfR Neumünster verpasst 1. Niederlage für Eckernförder SV

von Helwig Pfalzgraf

Der VfR Neumünster feiert den hochverdienten Ausgleich durch Riku Deguchi (mitte). © 2024 Olaf Wegerich


In einem spannenden und unterhaltsamen, aber nicht immer hochklassigen Oberligaspiel trennten sich der heimische VfR Neumünster und der weiterhin ungeschlagene Eckernförder SV 1:1 (0:0).

Rasensport-Trainer Liridon Imeri musste neben Nick Neca und Murat Rasgele, die schon in Hohenwestedt fehlten, auch noch zusätzlich auf die Verletzten Kevin Schulz und Mohamed Mahmud verzichten. Bei aktuell nur noch 16 Feldspielern im Kader (Kastriot Alija hat die Veilchen bereits wieder verlassen) saßen heute damit nur zwei einsatzfähige Ligaspieler auf der Bank. Zusätzlich wurde heute mit Araik Arshakyan ein junger Akteur des Kreisligateams nominiert. Im Tor debütierte heute erstmals Neuzugang Eric Gründemann, dafür musste Christopher Newe auf der Bank Platz nehmen.

Außerdem gab es interne Umstellungen und einen Taktikwechsel. Mit einem einfachen 4-4-2, das dem Spielermaterial sicher entgegenkommt, hoffte man, mehr defensive Stabilität ins Spiel zu bekommen. Die Zeiten der Rückrunde der Vorsaison, als man taktisch je nach Situation mit Dreierkette, Viererkette oder gar asymmetrischer Viererkette den Gegner regelmäßig vor große Probleme stellte, kann man mit den vielen unerfahrenen jungen Spielern, die vor allem im Spiel gegen den Ball noch taktische Probleme haben, nicht spielen. Insofern erwies sich die heute vorgegebene vergleichsweise einfache Taktik als goldrichtig. Heute war es Leitwolf Christopher Kramer, der seine jungen Nebenleute immer wieder organisierte und bei Bedarf auch deutlich rüffelte.

Auch ESV-Trainer Maik Haberlag veränderte gegenüber dem Vorsonntag gegen Reinfeld (3:3) seine Aufstellung auf vier Positionen. Lorenz, Knittel und Spohn fehlten komplett, Leon Apitz musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Dafür war Kapitän Julian Zühlsdorff, dessen Fehlen gegen Reinfeld sehr zu spüren war, aus dem Urlaub zurück. Außerdem rückten Johann Schneekloth, Luc Justen und Ömer Dagetin in die Startelf.

Nach anfänglichem Abtasten übernahm schnell die eingespielte und clever agierende Eckernförder Elf die Spielkontrolle. Man lief hoch an, gewann bereits vor der Mittellinie viele Bälle und generierte deutlich mehr Ballbesitz. Doch ernsthaft geprüft wurde Eric Gründemann in der ersten Hälfte kaum. Die dicht gestaffelte VfR-Defensive stand gut.

Stephen Prom (VfR Neumünster wird) von Jannes Mohr (Eckernförder SV) gefoult. © 2024 Olaf Wegerich
Stephen Prom (VfR Neumünster wird) von Jannes Mohr (Eckernförder SV) gefoult. © 2024 Olaf Wegerich

Weil der einfache Aufbau bei den Veilchen kaum einmal ein Durchkommen versprach, versuchte man es mit überraschenden langen Bällen in die Eckernförder Schnittstellen zwischen Außen- und Innenverteidigern. Nach einem Rückpass auf Gründemann schlug dieser einen genau getimten 55-Meter-Pass, und Ola Adesanya lief völlig allein auf Lauritz Sievers zu, vergab aber überhastet (7.). Auch Sterling Watring (27.) war völlig frei, vergaß aber den Abschluss, wollte anscheinend mit dem Ball ins Tor dribbeln und wurde schließlich noch abgedrängt. Den Nachschuss setzte Visar Mehmeti weit übers Tor. Nach einer Linksflanke von Ilir Serifi kam Adesanya am zweiten Pfosten zum Kopfball, aber Sievers parierte sensationell (37.).

Ganz chancenlos war der spielbestimmende ESV aber auch nicht. Nach einem Chippass von David Wagner war Luc Justen zwar schon an Gründemann vorbei, der Winkel war aber zu spitz geworden. Mehmeti blockte den Ball mit der Brust (34.). Und Christian Peters deutete seine Gefährlichkeit an, er gewann am Fünfmeterraum ein Kopfballduell gegen Rin Yoshimatsu, der Ball ging knapp vorbei, Gründemann wäre machtlos gewesen.

Auch in der zweiten Hälfte versuchte die zunächst meist spielbestimmende Haberlag-Elf immer wieder, über Standards „Box-Situationen“ herzustellen, um dort den gefährlichen Christian Peters einzubinden und in Abschlusssituationen zu bringen. Die aufmerksame Rasensport-Verteidigung konnte ihn jedoch meistens gut abschirmen. In den Jugend-Oberligen waren Peters (früher SV Eichede) und Kahlcke (früher Eidertal Molfsee) oft direkte Gegenspieler, heute wieder, sozusagen ein Zweikampf-Evergreen. Noch im letzten Jahr hatte Peters im Trikot des FC Dornbreite dem VfR in Lübeck beim 4:1-Sieg Dornbreites dreimal eingeschenkt. Heute kam er zu keinem Torabschluss.

Doch in der 60. Minute setzte sich Peters auf engstem Raum an der Grundlinie dann doch einmal entscheidend durch. Sein Rückpass erreichte Justen, dessen Gegenspieler in diesem Moment etwas zu spät reagierte. Justens Schuss prallte an den Oberarm von Rin Yoshimatsu: Elfmeter! Leon Apitz, gerade erst für den etwas glücklosen Ömer Dagetin eingewechselt, verlud Gründemann und schob rechts unten ein. Führung ESV (66.).

VfR-Trainer Liridon Imeri. © 2024 Olaf Wegerich
VfR-Trainer Liridon Imeri. © 2024 Olaf Wegerich

Anschließend kam die Heimelf plötzlich besser zurecht. Der ESV steckte zurück, überließ jetzt dem VfR viel Raum. Nach einem Standard nach Foul an Marko Ljulic aus dem rechten Halbfeld verlängerten erst Kramer, dann Serifi, und der gerade eingewechselte Riku Deguchi traf mit dem ersten Ballkontakt aus der Drehung zum 1:1 (72.) – Alles wieder offen.

Danach blieb der VfR am Drücker. Jetzt kam die ESV-Abwehr auch mal nicht nur nach langen Bällen, sondern auch durch VfR-Kombinationen in Bedrängnis. Und Schiedsrichter Chris Olimsky zog sich ab der 70. Minute immer mehr den Unwillen der VfR-Fans zu: Zunächst gab er ESV-Mittelfeldakteur Jannes Mohr kein Gelb, der gegen den agilen Nikolai Prom zu spät kam und ihn vor der ESV-Bank ganz derb über die Klinge springen ließ. Gelb dagegen für die VfR-Akteure gab es in dieser hektischen Schlussphase deutlich schneller aus nichtigeren Anlässen: für Kahlcke, der den bereits deutlich im Aus befindlichen Ball auf Gründemann zurückspielte, und für Mehmeti, der nach einem Pressschlag mit leicht offener Sohle ebenfalls mit Gelb bedacht wurde.

Außerdem schoss der VfR zwei (Abseits?) Tore, bei denen Linienrichter Kevin Soll jeweils die Fahne hob. Zunächst war der immer offensiver werdende Kenny Korup halbrechts durchgebrochen. Seine scharfe Flanke rollte über 40 Meter quer durch Freund und Feind durch den Strafraum, niemand berührte ihn, bevor ihn Adesanya am zweiten Pfosten allein auf weiter Flur über die Linie grätschte (79.). Und nach einem groben Stockfehler des ESV im Aufbau holte sich Prom den Ball, spielte auf Adesanya. Bei 3:1-Überzahl zögerte Adesanya den entscheidenden Augenblick zu lange, bevor er auf Kramer ablegte, der einschob. Wieder hob Soll die Fahne. Zwei ganz enge Entscheidungen, die nach Spielschluss in beiden Lagern – nicht ganz überraschend – komplett unterschiedlich beurteilt wurden.

Gar nicht reagierte Olimsky, als nach einer scharfen Serifi-Hereingabe einem ESV-Akteur im Getümmel die Kugel im eigenen 16er an die Hand sprang und die Richtung deutlich veränderte. Eine Torchance wurde damit aber nicht vereitelt. Im Gegensatz zum gegebenen Handelfmeter auf der anderen Seite. Das brachte den Rasensport-Anhang endgültig auf die Palme.

Doch auch der ESV spielte auf Sieg. In der Nachspielzeit setzte man sich nochmal vor dem Rasensport-Tor fest. Nach einer letzten Ecke köpfte Julian Zühlsdorff nur hauchzart über die Latte.

Fazit: Der VfR haderte über aus seiner Sicht verlorene zwei Punkte. Der ESV dagegen war auch nicht ganz zufrieden. Eigentlich in vielen Dingen dem VfR überlegen, konnte man dies nicht in Torchancen widerspiegeln.

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