0:2 – großer Fight des VfR im Neumünsteraner Pokalderby beim PSV

von Helwig Pfalzgraf

Marc Barck trifft per Foulelfmeter Christopher Newe (VfR Neumünster) zum 1:0 für den PSV Neumünster. © 2024 Olaf Wegerich


Bei herrlichen Rahmenbedingungen trafen auf dem PSV-Sportplatz an der Stettiner Straße die beiden benachbarten Oberligisten PSV und VfR Neumünster zum ewig jungen Stadtderby aufeinander. Nach einem vor allem in der zweiten Hälfte spannenden, teilweise packenden Duell siegten die Hausherren mit 2:0 (0:0).

Beide Teams hatten mit einigen Ausfällen zu kämpfen, doch auf beiden Seiten war jeweils ein zuletzt fehlender wichtiger Protagonist wieder dabei: Beim PSV war der in der Liga rotgesperrte Kapitän Fyn Claasen ebenso wieder in der Startelf wie beim Rasensport der zuletzt gelbgesperrte Sean Vinberg.

VfR parkt den Bus im Tor

Schnell wurde klar: Rasensport probierte es heute zunächst mit Beton. Im 4-5-1 stand man ganz tief, griff erst 10 Meter hinter der Mittellinie an und überließ den Polizisten die Initiative. Die versuchten es über die Flügel, doch der VfR verteidigte fast alles weg. Da der VfR so tief stand, klappte beim VfR auch das offenbar geplante Kontern nicht: Die Wege für die schnellen Außen Keenon Erfurth und Emirkaan Güzel waren einfach zu weit, um sie ins Spiel zu bringen. Die PSV-Defensive um Marc-Oliver Timm und Paul Sachse geriet in keinerlei Verlegenheit. Kurz vor der Pause hatte der PSV durch Claasen dann nach einer Flanke von Marc Barck doch noch eine gute Gelegenheit. Er schoss jedoch erst Geart Latifi an und dann im Nachsetzen über das Tor.

Spannende zweite Hälfte

Die zweite Hälfte wurde weitaus interessanter. Der VfR eröffnete, der Anstoß wurde ohne Rückpass direkt auf Linksaußen geschlagen, Emirkaan Güzel an der Eckfahne nur durch Foulspiel gebremst. Den anschließenden Freistoß setzte Kenny Korup allerdings auf das Trainingsgelände.

Malte Genz pfeift Elfmeter: keiner weiß warum

Dann stand leider der Schiedsrichter im Mittelpunkt: Nach einem Luftduell im Strafraum zwischen Vinberg und Timo Barendt entschied Genz zur Überraschung des gesamten Stadions auf Elfmeter für den PSV. Wohl kein Mensch im Stadion hätte sich aufgeregt, wenn das Spiel weitergelaufen wäre. Für Marcel Stölting gab es zudem 5 Sekunden später Rot, da er dem Schiri in spontaner Empörung über den Pfiff den Verkauf des Spiels nachfragte (51.). Nach einiger Aufregung und Diskussion verwandelte Marc Barck gegen Christopher Newe (53.), der noch in der richtigen Ecke war.

Das Pikante an dem zweifelhaften Elfmeterpfiff: Der schon in der ersten Hälfte mit einigen Schiedsrichterentscheidungen hadernde VfR-Trainer Rocco Leeser hatte bereits in der Halbzeit seine Akteure gewarnt und den Elfmeter und die rote Karte gegen den VfR vorhergesagt. Er sollte recht behalten.

Sean Vinberg (re., VfR Neumünster) gegen Fyn Claasen (PSV Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich
Sean Vinberg (re., VfR Neumünster) gegen Fyn Claasen (PSV Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich

Es war auch nicht die einzige Situation, in der sich der VfR benachteiligt fühlte und Genz überfordert wirkte. Beispielhaft die 68. Minute: Genz pfeift einen Freistoß für den VfR. Björn Lambach will spielen, Til Küffner blockiert den Ball, um eine schnelle Ausführung zu verhindern. Lambach schießt geistesgegenwärtig Küffner als “Wand” an und stürmt mit dem abprallenden Ball los. Genz pfeift die Aktion zurück, gibt Gelb. Aber nicht für den blockierenden Küffner, sondern für Lambach!

Mit 10 Mann und Wut im Bauch: Der VfR riskiert alles

Für das Spiel war der Elfmeter und die PSV-Führung allerdings eine “Erlösung”. Endlich wurde es interessant und die Partie nahm rasant Fahrt auf. Der VfR machte auf, der PSV bekam Räume. Tim Möller traf aus 16 Metern nur den Pfosten (59.). In der Folgezeit spielte der PSV aber oft zu ungenau, um sich noch mehr Abschlusschancen zu erarbeiten. Die Angriffe des PSV ergeben jetzt meist Ecken, die zwar auch für viel Gefahr, aber keinen Torerfolg sorgten. Meist wurde am kurzen Pfosten Barendt gesucht, der nach einer Kollision mit Newe, der zuerst am Ball war, genau wie Newe liegenblieb. Beide konnten aber nach kurzer Behandlungszeit weitermachen (76.).

Schlussphase: VfR-Powerplay

Je länger das Spiel andauerte, umso mehr Spielanteile und Chancen hatte Rasensport. Korup setzte einen Freistoß in die recht dicht stehende Mauer (82.). Eine Traumkombination über Lambach, Karim Kalota und Keenon Erfurth spielte den jetzt nur noch stürmenden Korup frei, der aber den Ball aus vollem Lauf über das Tor setzte (86.). Über links setzten sich Güzel und der eingewechselte Ilir Serifi bis zur Grundlinie und dem 5-Meter-Raum durch (89., 92.), ihre Hereingaben wurden durch Timm und Sachse in höchster Not wegverteidigt. Längst stürmte Newe mit, nach einer Erfurth-Flanke behinderten sich er und Korup gegenseitig (93.). Güzels 16-Meter-Schuss im Anschluss an diese Szene entschärfte PSV-Keeper Torben Franzenburg.

Tim Möller läuft mit dem Ball ins leere Tor zum 2:0

In der finalen Szene blieb der VfR rechts an der PSV-Abwehr hängen, der Ball kam zu Möller, der sich weit in der eigenen Hälfte gegen Kalota durchsetzte und mit dem Ball am Fuß durch die verwaiste Rasensport-Spielfeldhälfte ins leere Tor lief – die Entscheidung.

Stimmen zum Spiel

Trainer Marco Frauenstein (PSV): „Die erste Halbzeit war gut. Der VfR hat in einer 4-5-1-Formation gespielt. Da mussten wir viel Geduld aufbringen. Uns ist es gelungen, ihre Konter zu unterbinden. Nach dem Elfmeter wurde der VfR offensiver. Dann wurde es wild, weil wir es nicht geschafft haben, das Spiel früher zu entscheiden. Möller trifft nur den Pfosten. Wir hatten Glück, dass Korup den Ball über das Tor knallt. Das Spiel hat viel Spaß gemacht.“

Paul Sachse (PSV): „Das hat heute sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten viel Kontrolle. Der VfR hat sich lange mit elf Mann vor dem Sechzehner hinten reingestellt. Wir waren darauf aber gut vorbereitet und haben geduldig gespielt. Eigentlich wurde es nie richtig brenzlig für uns. Vor dem Spiel hatten wir schon Druck auf dem Kessel.“

Nils Drauschke (PSV): „Das war ein krasses Abwehrbollwerk vom VfR. Wir waren die klar bessere Mannschaft. In den Zweikämpfen waren wir sehr präsent. Leider haben wir es verpasst, frühzeitig den zweiten Treffer nachzulegen.“

Torben Franzenburg (PSV): „Das fühlt sich gut an. Endlich haben wir mal wieder zu Null gespielt. Gegen den VfR zu spielen ist schon etwas Besonderes. Obwohl ich nicht von hier komme, muss ich sagen, dass das Derby viel Flair zu bieten hat.“

Timo Barendt (PSV): „Zur Situation, die zum Elfmeter für uns geführt hat: Ich habe einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Ich weiß aber nicht von wem und mit welchem Körperteil. Das kann der Arm oder auch der Ellenbogen gewesen sein. Der Sieg war für uns alle wichtig, egal was in der Liga passiert. Wir wussten vorher, dass es eklig wird. Wir haben eine sehr konzentrierte Leistung gezeigt gegen einen VfR, der sehr tief gestanden hat. In der Liga ist unser Ziel, den 3. Platz zu erreichen.“

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