0:2 gegen neuen Spitzenreiter – Kilia hält gegen Lohne gut mit

von Ismail Yesilyurt

Drilon Trepca (in rot, Kilia Kiel) ist im Zweikampf gegen den starken Jakob Bürkle (BW Lohne) mit vollem Einsatz dabei. Links Julius Alt. © 2023 Ismail Yesilyurt


„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“, sang BW Lohne im Kreis nach dem Spiel bei Kilia Kiel. Gerade eben hatte die Mannschaft des Ex-Profis Uwe Möhrle mit 2:0 gewonnen und zumindest für einen Tag die Tabellenspitze in der Regionalliga Nord übernommen.

Der Sieg der Niedersachsen geht in Ordnung. Auch wenn die Begegnung im ersten Abschnitt, in dem die Gäste sehr offensiv beginnen und bei den Abstößen Kilia zustellen, verglichen mit den Spielanteilen auf Augenhöhe stattfand und Kilia nach dem Wechsel sicherlich den einen oder anderen Prozent mehr am Ball war. Bei mehr als 30 Grad hohen (Sauna)Temperaturen meilenweit vom Wohlfühlbereich entfernt setzte sich am Ende das Team mit den besseren Offensiv-Spiel durch.

Elf von Uwe Möhrle gefährlicher im letzten Drittel

Im letzten Drittel der Spielfläche, wo die Spiele natürlich entschieden werden, war der favorisierte Tabellendritte klar im Vorteil. Die Gäste erzeugten mit schnellem und flachen Kombinationsspiel viel Gefahr. Aber auch in der Defensive stand die Möhrle-Truppe sicher und konzentriert. Zu dem bisher eingefangen einen Gegentreffer in 5 Spielen sollte keiner folgen am Samstagnachmittag. Zudem war die Zweikampfführung des neuen Tabellenführers geschickter, überlegter und giftiger.

Kilia Kiel „zu brav“ in den Zweikämpfen

Diese Art des Agierens sollten die Kieler nun selbst öfters zeigen. Das ist in der Regionalliga eine andere Hausnummer als in der Oberliga. Der eingewechselte Luca Aouci machte das in zwei, drei Szene vor: mit hohem Tempo anlaufen, aggressiv und sehr nahe beim Gegenspieler sein. Insgesamt ist ein Chancenverhältnis von 9:4 für die Gäste, die bisher mit sagenhaften (!) 5 erzielten Toren 13 Punkte gesammelt haben, auch ein Plus für den verdienten Sieg. Verwunderlich, dass ein Team, dass so gut in der gegnerischen Hälfte presst und ein grandioses Passspiel in die Schnittstellen produziert, vor dieser Begegnung erst 5 Treffer auf der Habenseite stehen hat.

Tom Pachulski sieht beim 0:1 nicht gut aus

Nichtsdestotrotz läuft es nicht glücklich für Schützlinge von Nicola Soranno, die im ersten Spielabschnitt zu oft – bei diesen brutalen Temperaturen – dem Gegner und Ball hinterherlaufen müssen. Nach 25 Minuten sind die Kieler schließlich auf etwas besser im Spiel. Beim 0:1 patzt der ansonsten sichere Keeper Tom Pachulski, der von Thorsten Tönnies einen wohl als scharfe Hereingabe versendeten Ball selbst ins eigene Nest legt. Fast schon ein Eigentor. Zuvor hatte Malte Petersen mit einem zu mittig platzierten Drehschuss Pech im Abschluss (21.).

Matti Seidel trifft für Kilia den Pfosten

In der 2. Minute der Nachspielzeit der ersten 45 Minuten erkämpft Julius Alt geschickt den Ball in der rechten Lohner Strafraumhälfte. Das Querzuspiel nimmt Jan Matti Seidel aus 7 Metern und trifft den rechten Pfosten. So ein Hochkaräter muss rein, will man dem Favoriten ein Bein stellen.

Marvin Müller (re., Kilia Kiel) versucht, sich gegen Sandro Heskamp (BW Lohne) durchzusetzen. © 2023 Ismail Yesilyurt
Marvin Müller (re., Kilia Kiel) versucht, sich gegen Sandro Heskamp (BW Lohne) durchzusetzen. © 2023 Ismail Yesilyurt

Die Gastgeber hätten zur Pause durchaus auch höher zurück liegen können. Durch Möglichkeiten von Jannik Zahmel (2.), Elias Beck (6.), Tönnies (14.) und Aaron Goldmann (36.).

Kilia mit Moral aus der Kabine

Aus der Pause kommen die Kilianer motivierter. Und mit dem Selbstvertrauen und Mut der letzten Spiele (Pauli II 2:2, Jeddeloh 1:1), in denen ein Rückstand aufgeholt wurde. Doch um dieses Kunststück ein weiteres Mal zu zeigen, fehlt es an Torchancen für die Soranno-Elf, die mehr Spielanteile an sich gerissen hat. BW Lohne bieten sich dank schneller Umschaltmomente weitere Möglichkeiten (50., 56., 69.). Zudem bremste eine unberechtigte Abseitsentscheidung zwei alleine auf das Pachulski-Gehäuse zulaufende Blau-Weiße. Dem 2:0 geht ein genialer Querpass aus dem Halbfeld von Malte Wengerowski voraus. Jannik Zahmel nimmt das Zuspiel in den Strafraum mit, umkurvt Pachulski und trifft ins kurze Eck.

Foul an Tom Baller bleibt ohne Pfiff

Den ersten Aufreger vor dem Lohner Tor gibt es in der 77. Minute. Tom Baller hat sich durchgesetzt und spielt vor dem Abwehrspieler im Strafraum den Ball nach rechts und kommt zu Fall. Der Pfiff des eigentlich gut postierten Referee bleibt aus, wobei ein Elfmeter eher möglich war. Ab etwa der 80. Minute haben die Kieler eine kleine Druckphase, die eine Kopfballchance vom eingewechseltem Christopher Kramer erzeugt. In der 92. Minute gelingt Yannik Jakubowski, in der letzten Viertelstunde von der Innenverteidiger-Position in den nun Drei-Mann-Sturm beordert, das 1:2. Abseits!? Eine mehr denn zweifelhafte Entscheidung des Schiri-Teams. Somit bleibt der Aufsteiger aus der Vorsaison nun seit 510 Minuten ohne Gegentor.

Bester Spieler auf Seiten der Heimelf ist Yannik Jakubowski. Bei den Gästen sind Elias Beck, Thorsten Tönnies, Jakob Bürkle und Kai Westerhoff, auch dank ihrer Schnelligkeit, Bestverdiener bei den Noten aus einem sehr homogenen Team, das auch lange nach dem Schlusspfiff noch gemeinsam feiert. Den Sieg, die Tabellenführung und den 26. Geburtstag von Torwart Marko Dedovic lautstark auf der Terrasse des Kieler Vereinsheims mit Speis und Trank.

Fazit: Kilia Kiel hält sich gegen das Überraschungsteam der Liga tapfer und wacker. Gegen das beste Defensivbollwerk der Regionalliga gibt es eine Handvoll an Chancen. Noch mehr gesunde Zweikampfhärte und Ausnutzung auch von wenigen Tormöglichkeiten, dann ist das Saisonziel mit dem Klassenerhalt auch bezahlbar.

Stimmen zum Spiel

Uwe Möhrle (Trainer BW Lohne)
Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)
Marko Dedovic (BW Lohne)
Marvin Müller (Kilia Kiel)

FC Kilia Kiel: Pachulski – Baller, Petersen, Jakubowski, Ramo – Schulz – Trepca (46. Lawson-Body), Alt, Müller (46. Kramer), Niebergall (59. Aouci) – Seidel.
Trainer: Nicola Soranno.

BW Lohne: Dedovic – Düker, Janotta, Westerhoff – Wengerowski, Heskamp, Bürkle (87. Maßmann), Goldmann (79. Thoben), Beck (71. Neziri) – Zahmel (69. Durmishi), Tönnies (89. Burke).
Trainer: Uwe Möhrle.

Schiedsrichter: Fabian Porsch (SV Barsbüttel).
Assistenten: Marco Kulawiak, Daniel Gawron.

Zuschauer: 250.

Tore: 0:1 Tönnies (26.), 0:2 Zahmel (59.).

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