Cengizhan Koc (Holstein Kiel II), hier gegen Kevin Schulz (re., VfR Neumünster) initiierte mit einem Flatterball den 3:1-Erfolg. © 2025 Ismail Yesilyurt
Bei herrlichem Sonnenschein empfing Holstein Kiel II im Citti-Fußballpark im Nachwuchsleistungszentrum in Projensdorf die Veilchen aus Neumünster.
Holstein-Profis gleichzeitig in Nürnberg
Da die Profimannschaft der Kieler fast gleichzeitig in Nürnberg antrat, bekam die zweite Mannschaft von Trainer Willi Weiße diesmal keine Stammspielerunterstützung der Ersten.
Danny Cornelius muss umbauen
Beim VfR war die erfolgreiche Siegerelf der letzten beiden Spiele gesprengt. Innenverteidiger Jonas Schomaker weilt in den nachgeholten Flitterwochen. Jan Lippegaus verletzte sich im Training schwer, wurde inzwischen operiert und dürfte bis zum Jahresende ausfallen. Auch Ola Adesanya, der in der Vorwoche schwer angeschlagen ausgewechselt wurde, war nach eigener Aussage „lange nicht bei 100 Prozent“, stand aber in der Startelf.
VfR rührt Beton an…
Cornelius hatte sich etwas einfallen lassen, um die erfolgreichste Tormaschine der Oberliga zu stoppen. Seine Elf agierte gegen den Ball im 5-3-2 und hielt den KSV-Angriff damit erst einmal in Schach. Cornelius hatte den sonstigen Offensivmann Ilir Serifi heute zum Linksverteidiger umfunktioniert. Die KSV kombiniert schnell und präzise, aber es gibt keine Schwachstellen im Abwehrverbund. Die VfR-Abseitsfalle funktionierte hervorragend, bereits in der ersten Viertelstunde war Holstein da schon viermal hineingeraten.

…aber auch nach vorne geht was
Kevin Schulz, der 37-Jährige ist heute wieder einer der Besten im Rasensport-Dress, dreht (8.) eine Ecke direkt aufs Tor, KSV-Keeper Lio Rothenhagen hat Mühe, den Ball aus dem linken hinteren Eck noch rauszuboxen. Den Nachschuss setzt Ola Adesanya haarscharf vorbei. Im Anschluss hat der VfR von halblinks jeweils aus 19 Metern nach Fouls am schnellen Kastriot Alija zwei gute Gelegenheiten, nutzt die aber nicht.
KSV – Suche nach Lücken läuft über Arnold
Über links beißen sich die Angriffsbemühungen Holsteins bei Kenny Korup und Nick Neca die Zähne aus. Die Zweitligareserve versucht es dann viel über rechts – über den pfeilschnellen Ex-Eicheder Henrik Arnold. Doch auch zwei Sprintgewinne gegen Ilir Serifi und Christoph Kahlcke bringen zunächst nichts, zu früh kommt die Grundlinie, bzw. Sven Freitag und Tom Schilling retten.
Erste Holstein-Chance durch Louis Köster
Im dritten Versuch allerdings kommt die Flanke von außen. Diesmal ist innen Köster knapp vor Kenny Korup am Ball. Der streicht aber aus fünf Metern knapp am Tor vorbei. Hohes Tempo – ansehnliches Spiel.

Mehr Rot geht eigentlich nicht – Glück für Holstein
Die kompakt stehenden Gäste richten sich vor dem eigenen Strafraum ein, verschieben defensiv immer wieder schnell und gekonnt – und lauern auf Konter. Serifi nimmt 20 Meter vor dem eigenen Tor seinem Gegenspieler den Ball vom Fuß und schickt Kastriot Alija. Der hängt Caspar Medlin ab, legt den Ball im Vollsprint an dem zu späten Rothenhagen vorbei, der ihn mit offener Sohle unterhalb des Knies trifft und abräumt. Klare Notbremse und auch als Foulspiel an sich laut Regelwerk Rot. Zweimal Rot sozusagen. Doch der Schiri belässt es bei Gelb für den jungen Keeper Rothenhagen.
Cengizhan Koc mit Flatterball zum 1:0
Da man mit spielerischen Mitteln nicht so richtig zu Chancen kommt, versucht es Holstein auch immer wieder mit eingestreuten Distanzschüssen. Mit diesem Mittel hat man Erfolg, Christopher Newe flutscht so ein 22-Meter-Flatterball unglücklich durch die Hände (31.). Am Spiel ändert sich damit erstmal nicht viel. Holstein drückt weiter, der VfR kontert weiter.
Kastriot Alija mit Riesenchance zum 1:1
Der VfR sucht bei jeder Gelegenheit, sein Umschaltspiel durchzuziehen. Schulz schickt Adesanya, der geht rechts an dem von ihm abprallenden Parduzzi vorbei, flankt auf den zweiten Pfosten. Dort ist Alija eingesprintet, setzt aber aus vier Metern mit dem Oberschenkel den Ball übers leere Tor (36.).
Luca Prasse verpasst das 2:0
Auf der Gegenseite unterläuft dann dem VfR ein Stockfehler, Prasse kann frei auf Newe zulaufen. Der bleibt diesmal aber Sieger. So geht es in einem hochintensiven, schnellen Oberligaspiel mit einem knappen Vorsprung für die Hausherren in die Pause.

Starker Wiederbeginn…
Die zweite Hälfte beginnt genauso schwungvoll, wie die erste endete. Visar Mehmeti zwingt Rothenhagen zu einer Glanzparade. Danach allerdings hat die Partie etwas Pause. Für den nächsten Aufreger sorgt dann der Schiri.
…dann Gelb-Rot für Winter
Holsteins Jordan Winter legt sich rechts an der Eckfahne nach einem Foul von Mehmeti an ihm selbst den Ball zu einem Freistoß zurecht. Der Schiri schreitet gemessenen Schritts zur entfernt liegenden Sechzehnerecke und dreht sich um. Winter führt den Freistoß aus – Pfiff des Schiris. Was ist nun los? Keiner weiß Bescheid. Der Schiri schreitet gemessenen Schritts zurück, zieht dabei erst Gelb aus der Brust- und dann Rot aus der Hosentasche – keiner weiß zunächst warum. Winter hatte wohl übersehen (wie fast jeder Beobachter), dass der Schiri wohl mal seine Pfeife hochgehalten hatte, um anzuzeigen, dass er den Freistoß anpfeift. Im Ernst: Keiner hätte sich beschwert, wenn das Spiel einfach weitergelaufen wäre.
Spiel verflacht danach
Die rote Karte verändert das Spiel. Holstein agiert nun nicht mehr ganz so mutig. Der VfR hat nun weniger Raum. Außerdem kann der verletzt ins Spiel gegangene Adesanya nun endgültig nicht mehr und muss ausgewechselt werden. Damit ist die Durchschlagskraft der Gäste dahin.

Rasensport versucht es offensiver…
Als auch noch Tom Schilling von Krämpfen geplagt raus muss (77.), stellt Cornelius angesichts des Spielstandes auf eine offensivere Ausrichtung um. Außerdem sitzt bis auf den 41-jährigen Co-Trainer Patrick Amponsah kein Abwehrspieler mehr auf der Bank. Marquardt spielt Linksaußen, Schillings Planstelle ist gestrichen. Doch Torchancen erspielt sich Rasensport trotz viel Ballbesitz nun nicht mehr. Große Anforderungen hat die Holstein-Defensive nicht zu überstehen.
…und wird bestraft – 2:0
Das Spiel plätschert so dem Ende entgegen. Nun kontert Holstein, Arnold verzieht knapp (81.). Ein Freistoß von außen für die KSV bringt die Entscheidung. Rasensport steht hinten eins gegen eins, die Offensivleute bleiben angesichts des Spielstandes vorne. Der Ball kommt rein, Köster entwischt Korup im Rücken und trifft frei vor Newe. Die Entscheidung? – Nein.
Kenny Korup mit Freistoßhammer zum Anschluss
Der unermüdliche Schulz holt mit all seiner Cleverness noch einen Freistoß heraus, den Kenny Korup in die Maschen zimmert – nur noch 2:1.
Arnold belohnt sich zum 3:1
Rasensport wirft danach alles nach vorne. Holstein nutzt dies – ein langer Ball auf den schnellen Arnold, der frei auf Newe zuläuft und alles klarmacht.
Fazit
Holstein darf sich weiterhin Hoffnungen auf die Rückkehr in die Regionalliga machen. Der VfR hat heute gezeigt, warum er im oberen Tabellendrittel steht.
Stimmen zum Spiel
Holstein Kiel II: Rothenhagen – Parduzzi (84. Luth), Medlin, Petersen – Arnold, Koc (90.+4 v. Esebeck), Ugoh, Muquj, Winter – Prasse, Köster (90.+1 Kulikas)
Trainer: Willi Weiße.
VfR Neumünster: Newe – Neca, Schilling (77. Marquardt), Korup, Kahlcke, Serifi – Mehmeti, Schulz, Freitag – Alija, Adesanya (67. Diler).
Trainer: Danny Cornelius.
Schiedsrichter: Torge Jensen (SV Dörpum).
Assistenten: Jonas Petersen, Mika Harms.
Eigentlich gut, hatten aber keinen Kölner Keller und ließen Lio Rothenhagen mit „nur“ Gelb davonkommen. Unangemessen formalistisch die Gelb-Rote Karte gegen Jordan Winter, weil er offenbar einen Freistoß zu früh ausgeführt hatte (59.). Die daraufhin einsetzenden minutenlangen Diskussionen waren völlig überflüssig und allein durch den Schiri ausgelöst, der als Einziger an der Freistoßszene etwas auszusetzen hatte. Leider wurde bei einem Einwurf auch der Assistent, der völlig richtig angezeigt hatte, durch Jensen fälschlicherweise überstimmt. Der Assistent nahm das widerspruchslos hin. Da fragt man sich: Wozu sind Assistenten mit den Headsets eigentlich da?
Zuschauer: 350.
Gelb-Rote Karte: Winter (59., zu früh ausgeführter Freistoß).
Tore: 1:0 (31.) Koc, 2:0 (85.) Köster, 2:1 (87.) Korup, 3:1 (89.) Arnold.
