Visar Mehmeti (VfR Neumünster) erzielt die wichtige Führung in Eckernförde. © 2025 Ismail Yesilyurt
Bei steifen Nordostwind tarf der ESV am heimischen Bystedtredder auf die Veilchen aus der ehemaligen Textilhochburg Neumünster. Während der ESV, der im sicheren Mittelfeld der Tabelle steht, in aller Ruhe bereits für die nächste Oberliga-Saison planen kann, befindet sich der VfR im Abstiegskampf.
ESV arg dezimiert
ESV-Coach Maik Haberlag musste heute auf etliche Spieler verzichten. Torjäger Christian Peters fehlte ebenso wie die Stamkräfte Henrik Stöterau (der bislang alle Saisonspiele bestritt), Johann Schneekloth und Innenverteidiger Jost-Bennet Andreas (Rotsperre). Zu allem Überfluss hatte sich beim Abschlusstraining am Freitag auch noch Mittelfeldstratege Philipp Spohn verletzt. Auch Thilo Lorenz und Malte Clausen waren nicht dabei.
Danny Cornelius fehlt Kevin Schulz
Sein Gegenpart Danny Cornelius musste auf den in der Vorwoche beim 1:1 gegen den MTSV Hohenwestedt angeschlagenen Kevin Schulz verzichten. Für ihn rückte Berk Akcicek wieder ins Mittelfeld. Außerdem begann Kastriot Alija auf Rechtsaußen für Jordan Marquardt.
ESV eröffnet wie gewohnt…
…Anstoß, kurzer Rückpass, Longline nach vorne. Der VfR ist darauf gut eingestellt, trotzdem kommt Ömer Dagetin nach Flanke von David Wagner nach 55 Sekunden aus 5 Metern zum Kopfball. VfR-Keeper Newe wischt den Ball über die Latte.
Körperlichkeit gegen Technik…
…ist die Kurzbeschreibung für die erste Halbzeit. Der ESV agiert wie gewohnt mit viel – meist erlaubtem – Körpereinsatz. Leon Kittel bekommt nach 15 Minuten Gelb, als er gegen Ola Adesanya zu spät ist. Der VfR, der im Mittelfeld deutlich kleinere, aber wendige und schnelle Spieler hat, hält den Ball technisch sauber in den eigenen Reihen. Ilir Serifi spielt links per Doppelpass (25.) freikombiniert, Lauritz Sievers hat alle Mühe, vor Adesanya zu klären.
Chancenplus für den ESV und 1:0-Führung
Doch in dieser Phase hat der ESV mehr Chancen. Nils Woelki wird von Kenny Korup gerade noch geblockt (22.), Ömer Dagtekin setzt sich im Strafraum sehr schön durch, legt den Ball aber links vorbei. Nach einem nicht nötigen Foulspiel an Woelki (32.) gibt es einen Strafstoß für die Heimelf. Leon Apitz lässt sich diese Möglichkeit nicht entgehen – 1:0 nach 33 Minuten.

VfR unbeeindruckt
Doch Rasensport zeigt sich unbeeindruckt. „Bälle flachhalten, von Mann zu Mann spielen, wir haben so unendlich viel Raum“, so der Ansager der Defensivabteilung der Veilchen. Und das wird noch vor der Pause belohnt: Ilir Serifi und Christoph Kahlcke behaupten sich links, Kastriot Alija wird bedient, kurvt nach innen und trifft trocken aus 16 Metern zum 1:1 (45.+1).
2. Halbzeit: Neumünsters Spielstärke setzt sich gegen Eckernförder Powerfußball durch
Nach der Pause versuchen es die robusten Haberlag-Schützlinge vermehrt mit langen Bällen, resultierend aus herausgearbeiteten Freistößen, die teils schon ab der Mittellinie lang in den Strafraum geschlagen werden. Dort pflückt der meist souveräne Keeper Newe die Bälle aus der Luft und leitet schnelle Gegenstöße ein. So auch nach 56 Minuten: Murat Rasgele und Berk Akcicek machen das Spiel schnell, Ilir Serifi lässt links seinen Gegenspieler stehen, flankt ganz weit auf den halbrechts freien Alija, der die Kugel für Visar Mehmeti stoppt – dieser trifft flach unhaltbar ins lange Eck (56.). Dieses 1:2 hatte sich schon angedeutet, zwei Minuten zuvor war bereits Adesanya nach einem Akcicek-Steckpass ganz frei vor Sievers aufgetaucht, hatte aber hart bedrängt den Ball noch am Tor vorbei geschoben.
Konsequent: Neumünsters „3K“ – Abwehr steht kompakt
In der Folgezeit versucht Eckernförde noch einmal alles, doch bis auf einen von Woelki aus guter Position weit übers Tor gesetzten Freistoß und einen wirklichen Riesen vom sehr beweglichen Dagetin (71.), der aus sieben Metern frei knapp übers Tor schießt und damit auch seine dritte Chance nicht nutzen kann, lässt die Abwehr der Gäste mit Radovan Karaman, Kenny Korup und Kahlcke nichts mehr zu. Oft wird auf eine Dreierkette umgestellt, wenn der ebenfalls starke Rechtsverteidiger Nick Neca sich offensiv mit einschaltet.
Neumünsters Konter brandgefährlich
Die drückenden Eckernförder bieten nun Konterräume an. Nach einem Steilpass von Kahlcke in Richtung des abseits stehenden Adesanya, der aber nicht eingreift, läuft Christopher Kramer alleine auf Sievers zu, schiebt den Ball jedoch rechts vorbei (74.).
Nach 77 Minuten erhält der gerade eingewechselte ESVer Brian Siemonsen Gelb, nachdem er Adesanya foulte, der ansonsten eine 3-gegen-2-Überzahl in der Offensive hergestellt hätte.
Gelbrot für Brian Siemonsen kurz nach Einwechslung
Der nächste Konter von Lila-Weiß, eingeleitet von Kenny Korup, bringt die leichtfüßigen Neumünsteraner wieder in Überzahl: Mehmeti und Rasgele gegen Siemonsen, der mit offener Sohle noch in den Pressschlag mit Rasgele kommt – Gelbrot für Siemonsen nach nur sechs Minuten Spielzeit (81.).
Korup verwandelt Freistoß zum 1:3-Endstand
Den fälligen Freistoß aus 19 Metern von halblinks verwandelt der heute zusammen mit Radovan Karaman in der Innenverteidigung überragende Kenny Korup unhaltbar. In Überzahl gestattet der VfR dem ESV dann nichts mehr und bringt den wichtigen Sieg auch in der siebenminütigen Nachspielzeit sicher nach Hause.

Beim ESV feiern in der Schlussphase noch Tjorve Wischnewski und Rayan Hansen ihr Oberligadebüt, beim VfR kommt nach 87 Minuten erstmals Emmanoel Bushaj in Schleswig-Holsteins höchster Liga zum Einsatz.
Eckernförder SV: Sievers – Bamler, Zühlsdorff, Knittel (92. Handelmann), Nic Behrens (75. Siemonsen) – Apitz (83. Wischnewski), Wagner, Mohr, Justen (77. Richter) – Dagetin (89. Hansen), Woelki.
Trainer: Maik Haberlag.
VfR Neumünster: Newe – Neca, Korup, Karaman, Kahlcke – Akcicek – Alija (87. E. Bushaj), Rasgele (83. Marquardt), Mehmeti, Serifi (71. Kramer) – Adesanya (92. Becker).
Trainer: Danny Cornelius.
Schiedsrichter: Jan-Ole Ehlers (TSV Schafstedt).
Assistenten: Simon Schmeling, Tjark Schröder
Zuschauer: 185.
Gelb-Rote Karte: Brian Siemonsen (81., ESV).
Tore: 1:0 (33., FE) Apitz, 1:1 (45.+1) Alija, 1:2 (57.) Mehmeti, 1:3 (82.) Korup.