In der Oberliga-Partie am Sonntag traf der Bundesliga-Nachwuchs von Holstein Kiel auf den SV Todesfelde. Tabellenplatz vier gegen eins bedeutete: Spitzenspiel der Flens-Oberliga. Am 6. Spieltag besaßen die Störche sogar die Möglichkeit, mit einem Sieg den SV Todesfelde von der Tabellenspitze zu verdrängen.
Holstein und Todesfelde auf gemeinsamen Weg
Beide Teams haben eine bewegte jüngere Vergangenheit: Todesfelde, unter Trainer Björn Sörensen, einem der besten und talentiertesten Trainer Schleswig-Holsteins, hatte in der Vorsaison die Regionalliga erreicht und kämpfte bis zum Schluss um den Klassenverbleib, musste am Ende jedoch absteigen. Auch die Kieler spielten in der letzten Saison in der Regionalliga und mussten den SVT in die höchste Landesklasse begleiten.
Zwei starke Serien treffen aufeinander
Die Formkurve sprach aktuell für beide Teams. Der Gastgeber verlor zwar das Auftaktspiel gegen Kilia Kiel mit 1:5, war seitdem aber ungeschlagen. Todesfelde hielt von Spieltag eins an die weiße Weste. Fünf Spiele – fünf Siege: eine makellose Bilanz. Eine starke, taktisch disziplinierte Leistung machte das Duell besonders reizvoll – ein echtes Oberliga-Spitzenspiel mit strategischer Finesse auf beiden Seiten wartete auf die 417 Zuschauer.
Frühes Störche-Pressing und erste Chancen
Bereits in den ersten Minuten setzte die U23 von Holstein Kiel auf aggressives Offensivpressing. Kiel attackierte früh und wollte den Gegner zu Fehlern zwingen. Die ersten Torchancen blieben nicht aus: Luca Prasse (5.), Louis Köster (13.), Jorden Winter (19.) und Leon Parduzi (29.) hatten gute Gelegenheiten. Am Ende fehlte das Matchglück für die Elf von Willi Weiße.

Spiel verlagert sich ins Mittelfeld
Der SV Todesfelde versuchte, sich spielerisch aus den Pressingsituationen zu befreien, und presste auch selbst situativ die Heimelf am Sechzehner. Ansonsten spielte Todesfelde ein kompaktes Mittelfeldpressing. Nach forschem Beginn mit Störche-Übergewicht verlagerte sich das Spiel dann nach etwa 20 Minuten zunehmend ins Mittelfeld und war geprägt von intensiven Zweikämpfen und kompakten Abwehrreihen.
Leon Parduzi mit letzter Kieler Chance
Todesfelde antwortete durch Noel Denis, der eine Vorarbeit von Benjamin Petrick aus 15 Metern zu zentral abschloss. Nach knapp einer halben Stunde gab es die letzte nennenswerte Torchance der Partie für die Störche: Leon Parduzi setzte sich außen durch, schloss ab, doch der Ball ging knapp über das Gehäuse.
Todesfelde kontrolliert nach der Pause das Spiel
Von Beginn an der zweiten Halbzeit legte Todesfelde noch eine Schippe drauf. Bereits in den ersten Minuten setzten sie die Kieler Abwehr unter Druck, kontrollierten das Mittelfeld und erspielten sich die ersten Chancen.
Führung per Handelfmeter durch Mats Klüver
Nach einem Freistoß von der linken Außenbahn kam der Ball zurück in den Rückraum, wo Noel Denis abzog. Kiels Jorden Winter bekam den Ball an den abgespreizten Arm – Schiedsrichter Steffen Brandt zögerte nicht lange und entschied auf Handelfmeter. Mats Klüver trat an und verwandelte sicher, der Ball schlug unten rechts ein – 1:0 für Todesfelde.

Benjamin Petrick erhöht auf 2:0
Zehn Minuten später stand es auch schon 2:0 für den SVT. Nach einem abgewehrten Eckball verlor Kiel den Ball in der Vorwärtsbewegung, Lasse Jetz chippte den Ball aus dem Rückraum über die etwas ungeordnet aufrückende Holstein-Mannschaft in den Strafraum, Petrick stand zentral völlig blank und hämmerte aus 14 Metern volley zum 2:0 ein.
Matchglück sucht sich Todesfelde aus
„Wir haben ein bisschen den Rhythmus einfach verloren im Spiel“, erklärte Weiße den Unterschied zur ersten Hälfte. „Am Ende eine super bittere Niederlage. Ich finde, wenn wir die erste Halbzeit so 1:0 in Führung gehen, wird es sicherlich ein anderes Spiel.“
Malte Petersen mit einer Gehirnerschütterung
Besonders schmerzlich machte sich das Fehlen von Kapitän Malte Petersen bemerkbar. Der Innenverteidiger, der vor zwei Wochen beim 6:2 gegen den PSV Neumünster gleich an zwei Treffern nach Standards beteiligt war, musste aufgrund einer Gehirnerschütterung pausieren.
Mit Lasse Rosenboom aus dem Zweitliga-Kader stand zwar ein adäquater Ersatz bereit, doch die gewohnte Gefahr bei eigenen Standardsituationen blieb diesmal aus. Das lag nicht nur am fehlenden Kopfballstarken Kapitän, sondern auch an einer aufmerksamen und gut organisierten Defensive des SV Todesfelde.

„Heute hat Lasse das super aufgefangen. Die 60 Minuten, die er auf dem Platz stand. Und trotzdem ist natürlich Malte ein Spieler, den wir nicht ohne Grund zu uns geholt haben. Der einfach der Mannschaft auch jetzt ein Halt und Führung gibt. Und einfach im Kerngeschäft gut ist. So, wenn es heißt zu verteidigen und natürlich bei Standards“, schätzt Willi Weisse seinen Spielführer.
Todesfelde reifer
In der Folge holte Todesfelde clever Freistöße und Eckbälle heraus, kontrollierte das Spiel und wurde immer wieder von Noel Denis angetrieben. Holstein Kiel kam seit Beginn der zweiten Halbzeit zu keiner einzigen Torchance, während die Defensive von Todesfelde konsequent arbeitete. Der SVT setzte das um, was Co-Trainer Dirk Hellmann in der ersten Halbzeit als Motivationshilfe lautstark von der Trainerbank mitgab: „Ihr müsst jetzt leiden. Gemeinsam.“ Der stark spielende Janek Sternberg auf der linken Seite und Mirko Boland im Mittelfeldzentrum mussten schließlich nach leidenschaftlichem Einsatz angeschlagen im zweiten Abschnitt das Feld verlassen.
Gelb-Rot für Trainer Willi Weisse
In der 69. Spielminute musste Willi Weiße die Kieler Bank verlassen. Der Trainer beschwerte sich beim Schiedsrichter, woraufhin er erst die gelbe, dann Sekunden später die Ampelkarte erhielt. Die Gastgeber hatten nun vollständig den Faden in der Offensive verloren und bissen sich an der standhaften Todesfelder Defensive endgültig die Zähne aus.
Matchplan von Björn Sörensen geht auf
„In der ersten Halbzeit mussten wir sicherlich auch mal ein paar Phasen aushalten, wo wir mal tiefer verteidigt haben. Das war uns aber auch klar gegen so eine spielstarke Mannschaft. Aber unterm Strich, glaube ich, haben wir in der zweiten Halbzeit, so wie der Kollege es schon gesagt hat, noch ein, zwei Umstellungen vorgenommen und uns dann mit den Toren belohnt. Und ich glaube, dann haben wir danach ein bisschen defensiver agiert – völlig normal. Aber wenn man unterm Strich schaut, hatte Holstein, glaube ich, nicht eine richtig nennenswerte Torchance“, kommentierte SVT-Coach Björn Sörensen den 2:0-Erfolg.

Platzverweis für Finn Wirlmann
In der 93. Spielminute sah Holsteins Kapitän Finn Wirlmann nach einer Notbremse gegen Morten Liebert die Rote Karte und musste vom Feld. Dadurch ergab sich ein letzter Freistoß für Todesfelde. In den verbleibenden Minuten hielt die Mannschaft den Ball, ließ den Gegner laufen, nutzte geschickte Fouls, um das Tempo zu kontrollieren, und beruhigte die Partie. Holstein kam in dieser Phase zu keinen Chancen mehr, während Todesfelde das Geschehen souverän bestimmte.
Fazit
Der SV Todesfelde zeigte eine taktisch reife und disziplinierte Leistung. Schon in der ersten Halbzeit entwickelte sich ein intensives Mittelfeldspiel, nach der Pause übernahm Todesfelde das Kommando, erzielte zwei Treffer und kontrollierte das Spiel vollständig. Holstein Kiel II hatte kaum Möglichkeiten, das Blatt zu wenden, während Noel Ifeanyichukwu Denis und Benjamin Petrick das Team antrieben und für die Tore sorgten. Mit kluger Ballkontrolle und Spielruhe sicherte sich Todesfelde einen verdienten Sieg.
Stimmen zum Spiel
Holstein Kiel II: Rothenhagen – Boelter (80. von Esebeck), Rosenboom (62. Borges), Medlin (69. Karimi), Wirlmann, Parduzi – Muqaj, Ugoh – Winter (69. Jamil), Köster, Prasse.
Trainer: Willi Weiße.
SV Todesfelde: Landvoigt – Rave, Körting, Jetz – Musci, Boland, Klüver (90.+3 Özütemiz), Denis (81. Dodoo), Sternberg (76. Krause) – Petrick (87. Awuku), Schneider (81. Liebert).
Trainer: Dirk Hellmann.
SR: Steffen Brandt (SV Wasbek).
Ass.: Jan-Ole Ehlers, Falk Schmidt.
Zs.: 417.
Rote Karte: Finn Wirlmann (90.+3).
Bes. Vorkom.: Gelb-Rote Karte für Trainer Willi Weiße (70., Holstein).
Tore: 0:1 Mats Klüver (50., HE), 0:2 Benjamin Petrick (59.).