Sieg der Moral – Klimmek schießt PSV spät zum Sieg

von Olaf Wegerich

Benedict Klimmek (PSV Neumünster) trifft gegen den chancenlosen Mats Hinrichs (Heider SV) zum 3-2 für die Gastgeber © 2024 Olaf Wegerich


Zumindest für einen Tag erklimmt der PSV Neumünster die Tabellenspitze in der Flens-Oberliga. In einer unterhaltsamen Oberligapartie vom 21. Spieltag erlebten die Zuschauer auf dem Sportplatz an der Stettiner Straße in Neumünster eine Partie mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten. Die Gastgeber konnten nach einer Energieleistung in der zweiten Hälfte durch den späten Treffer von Benedict Klimmek etwas schmeichelhaft mit 3:2 (0:2) gegen einen in der ersten Hälfte bärenstarken Heider SV durchsetzen. Die Gäste von der Westküste mussten nach acht Spielen, in denen sie ungeschlagen blieben, erstmals wieder eine Niederlage einstecken.

Bei den Heidern fehlte überraschend Spielführer Marvin Ehlert, der kurzfristig wegen einer Mandelentzündung passen musste, sowie Gillian Jebens (Erkältung).

Bereits in den Anfangsminuten zeigten die Gäste aus Dithmarschen, dass sie nach ihrer langen Siegesserie nicht gewillt waren, die Punkte herzuschenken. Mit ihrer offensiven Ausrichtung über die schnellen Außenspieler und der robusten Herangehensweise, gepaart mit dem Durchsetzungsvermögen in den wichtigen Zweikämpfen, stellten die Mannen von der Westküste die im ersten Durchgang oft pomadig und ideenlos wirkenden Gastgeber vor große Probleme.

Drauschke vergibt

Die erste Chance gehörte zwar den Gastgebern, doch Nils Drauschke verzog aus idealer Position im Zentrum deutlich das Tor. Viel zielstrebiger agierten die von Trainer Markus Wichmann gut eingestellten Gäste, bei denen die langen Kerle in der Offensive um Arne Burmeister, Winterneuzugang Jonah Gieseler und den spielfreudigen Daouda Soumah über rechts permanent für Gefahr sorgten. Der PSV spielte in Hälfte eins weit unter seinen Möglichkeiten, während die Heider die beste Halbzeit in dieser Spielzeit zeigten und vom mitgereisten eigenen Anhang immer wieder lautstark angefeuert wurden.

Steffensen vergibt Führungstreffer

Nach einem weiten Einwurf von Jonah Gieseler, den Arne Burmeister per Kopfball verlängert, kommt der aufgerückte Jacob Steffensen gegen den zu zögerlich aus seinem Tor heraus kommenden Torben Franzenburg aus wenigen Metern zum Kopfball, verfehlt aber knapp das Ziel. Burmeister trifft für Heide Kurz darauf klingelt es zum ersten Mal im Tor der Gastgeber. Nachdem Arne Burmeister auf halbrechter Position zunächst an Franzenburg im Tor der Gastgeber scheitert, der aber nur zur Seite abwehren kann, rennen sich Wolf und Soumah frei vor dem Tor gegenseitig über den Haufen, sodass erneut Burmeister (12.) in Ballbesitz kommt und aus schwierigem Winkel fast an der Seitenlinie stehend zum 0:1 für die selbstbewussten Gäste trifft. Drei Minuten später setzt sich PSV-Torjäger Timo Barendt gut in Szene, wird aber im letzten Moment erfolgreich geblockt. Dann sind wieder die forschen Gäste an der Reihe. Soumah kann sich über rechts gegen Timm durchsetzen, doch Steffensen (16.) verfehlt mit einer herrlichen Direktabnahme nur knapp das Tor.

Steffensen scheitert an Franzenburg

Bereits nach einer halben Stunde der nächste Hochkaräter für die Gäste, als Jacob Steffensen nach feiner Vorarbeit des in der ersten Halbzeit glänzenden Jonah Gieseler frei vor PSV-Torhüter Franzenburg auftaucht, der jedoch geschickt den Winkel verkürzt und in Klassemanier einen erneuten Gegentreffer verhindert. Fünf Minuten später kommen die Gastgeber durch Tiedemann zu einem Abschluss, doch der zielt viel zu hoch und verfehlt das Tor deutlich. Gieseler trifft vom Punkt für Heide Nach einem Foul von Paul Sachse an Jonah Gieseler (41.) entscheidet Schiedsrichter Malte Göttsch auf Foulelfmeter für den Heider SV. Der Gefoulte lässt sich nicht lange bitten, schickt Franzenburg in die falsche Ecke und verwandelt locker zum 0:2 für die Gäste, die es versäumen, gegen indisponierte Gastgeber noch vor der Pause nachzulegen.

Heide vergibt Vorentscheidung

Zwei Minuten später hat der durchgebrochene Arne Burmeister die Riesenchance für die „Dithmarscher Jungs“, auf 0:3 zu stellen, doch Franzenburg klärt erneut mit einer Monsterparade und hält seine Farben im Spiel. Das hätte die Vorentscheidung zu Gunsten der Gäste sein müssen. Danach ist Pause. Nachdem sich die PSV-Spieler bereits zum Halbzeitpfiff auf Höhe des Mittelkreises zu einer Aussprache trafen und sich auf die zweite Halbzeit einschworen, kamen die Gastgeber tatsächlich wie verwandelt aus den Kabinen zurück und zeigten ein völlig anderes Gesicht.

Insbesondere die Hereinnahme von Abwehrhüne Benedict Klimmek, der fortan gegen Gieseler spielte und dem Regionalliga erfahrenen Winterneuzugang der Heider nur wenig Möglichkeiten zur Entfaltung gab, sollte sich auszahlen. Der PSV präsentierte sich wie verwandelt und erhöhte die Schlagzahl. Angriff auf Angriff rollt auf das Tor der Gäste, bei denen der Eindruck überwog, als sei ihnen der Stecker gezogen.

Küffner Wegbereiter für den Anschlusstreffer – Barendt trifft zum 1:2

Eine flache Hereingabe von Til Küffner über die linke Seite verwandelt der seinem Bewacher enteilte PSV-Torjäger Timo Barendt (50.) gegen die zu weit aufgerückte Hintermannschaft der Gäste zum wichtigen frühen 1:2 Anschlusstreffer.

Mats Hinrichs (Heider SV) klärt bravourös gegen Jesper Tiedemann. © 2024 Olaf Wegerich
Mats Hinrichs (Heider SV) klärt bravourös gegen Jesper Tiedemann. © 2024 Olaf Wegerich

Barendt trifft zum Ausgleich – „Mölli“ glänzt als Vorbereiter

Nur weitere fünf Minuten später trifft der PSV, der endlich einmal konsequent seine Chancen nutzt, durch Timo Barendt (55.) zum 2:2 Ausgleich. Diesmal lief der Angriff über die linke Seite, und der im zweiten Durchgang groß aufdrehende Tim Möller war der Vorbereiter. Für Timo Barendt, der sich damit wieder gemeinsam mit Nicolas Holtze vom TSB an die Spitze der Torjägerliste gearbeitet hat, war es der 16. Saisontreffer.

Tiedemann scheitert an Hinrichs

Gegen die hinten nicht mehr so stabil stehenden Dithmarscher drängt der PSV weiter auf den Führungstreffer. Die Megachance dazu bietet sich dem Ex-Heider Jesper Tiedemann, doch dessen Schuss aus halblinker Position kann Mats Hinrichs mit einem tollen Reflex zur Ecke entschärfen.

Zusammenprall – Claasen und Hinrichs

Eine weitere Großchance bietet sich PSV-Capitano Fyn Claasen, der mit einem weiten Ball auf die Reise geschickt wird und plötzlich frei vor Hinrichs auftaucht. Doch der eilt rechtzeitig aus seinem Tor und klärt spektakulär außerhalb des Strafraums mit dem Kopf. Dabei krachen Claasen und Hinrichs mit voller Wucht aufeinander, bleiben kurz liegen und müssen behandelt werden, doch für beide geht es zum Glück weiter. Im Gegenzug bekommen die Dithmarscher einen Eckball, den Timo Barendt klären will. Der ihm jedoch so verunglückt, dass er fast im eigenen Tor landet. Doch Barendt und der PSV haben Dusel, denn der Ball landet auf der Latte und springt ins Toraus. Danach bekommt Heide wieder mehr Kontrolle über das Spiel, aber ohne dabei selbst große Akzente setzen zu können.

Klimmek krönt seine Leistung mit dem Siegtreffer

Doch die Gastgeber sind wild entschlossen und wollen die Partie noch zu ihren Gunsten drehen und werden spät für eine gute zweite Hälfte belohnt. Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit landet eine Kopfballverlängerung von Timo Barendt beim immer wieder sich in die Angriffe einschaltenden Benedict Klimmek, der seine grandiose Leistung nach der Einwechselung zur Pause mit dem 3:2 Siegtreffer aus Nahdistanz krönt. Ganz nebenbei gelang es Klimmek, den in der ersten Hälfte so starken Gieseler gut aus dem Spiel zu nehmen. Damit waren die Gäste, die insgesamt einen starken Auftritt hinlegten und durchaus einen Punkt verdient gehabt hätten, ihrer stärksten Waffe beraubt.

Selcuk mit Saisondebüt

In den letzten 17 Minuten durfte noch Heides Standardkönig Azat Selcuk nach langer Leidenszeit mit einer hartnäckigen Fersenverletzung sein Saisondebüt feiern. Zuletzt war Selcuk vor siebzehn Monaten für den Traditionsverein aufgelaufen, in der Hinrunde der Saison 2022/2023 beim 3:1 Hinspielsieg gegen den PSV Neumünster. Seine Gefährlichkeit deutete Selcuk gleich an, als er in der Nachspielzeit einen Freistoß trat, den Franzenburg aber im Nachfassen abwehren konnte.

Fazit: Der PSV zeigt Nehmerqualitäten und reißt ein verloren geglaubtes Spiel aus dem Feuer. Die Hereinnahme von Klimmek war Gold wert und gab dem Spiel die entscheidende Wende. Heide zeigt eine starke erste Hälfte, hätte aber zur Pause schon alles klar machen müssen. Die Dithmarscher können erhobenen Hauptes die Heimreise antreten, müssen aber an ihrer Durchschlagskraft arbeiten. Gieseler ist ebenso ein Ausnahmespieler wie es vorher Kieselbach war.

Stimmen zum Spiel

PSV-Trainer Marco Frauenstein: „Die erste Halbzeit von uns war gleich Null. Taktisch war das zwar in Ordnung, aber wir konnten die Zweikämpfe nicht zu unseren Gunsten entscheiden. Gieseler hat die Qualität und bei den zweiten Bällen gut antizipiert. In der zweiten Hälfte haben wir umgestellt und Benni hat Gieseler übernommen. Das hat gut gefruchtet. Auch Zarpe hat gut Alarm gemacht. Da hatten wir auch eine andere Körpersprache. Das uns so schnell das 2:2 gelungen ist, war natürlich Klasse. Danach gab es eine Phase, wo es relativ offen war. Beim 3:2 hatten wir auch das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite.“

Trainer Markus Wichmann (Heider SV): „Ich bin enttäuscht. Das war unsere beste Halbzeit in dieser Saison, was wir hier im ersten Durchgang abgeliefert haben. Wir hätten schon zur Pause alles klar machen können. Dann wäre der Drops gelutscht gewesen. Nach der Pause fangen wir an zu wackeln. Ich habe keinen Bock mehr zu jammern, wer uns heute alles gefehlt hat. Wir hätten früher den Deckel drauf machen müssen. Wir haben einen großen Aufwand betrieben, waren in der zweiten Halbzeit aber zu passiv.“

PSV-Torhüter Torben Franzenburg: „Das war gut für die Moral. Nach so einer Halbzeit noch einmal so zurück zu kommen.“

PSV-Spieler Benedict Klimmek: „Das war aus unserer Sicht keine optimale erste Halbzeit. Da haben wir nicht gut verteidigt. Wir haben zur Pause umgestellt und zum Glück zügig den Ausgleich gemacht. Danach war es lange ein Duell auf Augenhöhe. Dass wir gewonnen haben, war aus meiner Sicht zwar verdient, aber glücklich.“

Heides Torhüter Mats Hinrichs: „Das ist enttäuschend. Wir hätten schon zur Halbzeit klar führen müssen.“

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