Jannis Voß (li.) und Ove Witt (Kilia Kiel) versuchen gemeinsam den besten Spieler Noel Denis (SV Todesfelde) zu stoppen. © 2025 Ismail Yesilyurt
Vom Titelverteidiger zum Kellerkind
Der amtierende Landesmeister Kilia Kiel hinkt aktuell den großen eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Nach dem 1:4 gegen Todesfelde werden aus Aufstiegsträumen zur Regionalliga Nord Abstiegsängste. Nur die bessere Tordifferenz trennt den Tabellenzwölften vom ersten Abstiegsplatz 14. Tabellenführer SV Todesfelde ist mit dem verdienten Erfolg bei den Landeshauptstädtern bereits 19 Punkte enteilt.
Déjà-vu für Kilia Kiel
Gegen den Regionalliga-Absteiger wird es für die Gastgeber ein Déjà-vu werden. Ein Spielverlauf, den Cheftrainer Nicola Soranno und Fans in dieser Saison zu Genüge gesehen haben: Kilia Kiel hat mehr Spiel- und Ballanteile als der Gegner und steht dann am Ende mit leeren Händen da. In den letzten sechs Spielen gab es keinen Sieg für die Kieler – der letzte Dreier im Heimspiel gegen den TSV Nordmark Satrup liegt nun schon lange zurück.
Todesfelde im Siegesrausch
Völlig anders gestaltet sich die Saison für die Truppe von Björn Sörensen. „Deathfield“ eilt von Sieg zu Sieg. Nur unterbrochen durch das Staudesaster bei der Fahrt zum nicht stattgefundenen Auswärtsspiel bei Nordmark Satrup, das nach erster Instanz dem Dorfverein den 9. Sieg kosten wird. Zusätzlich bestraft mit drei Minuspunkten und 400 Euro. Sollte der schwebende Fall in der nächsten Instanz eine sehr harte Landung mit sich bringen, würden die Topplätze der höchsten Landesklasse in Schleswig-Holstein sehr eng zusammenrücken.

Team von Björn Sörensen taktisch reif und eiskalt
Zurück zum Spiel. Die Gäste aus dem Kreis Segeberg wendeten die gleiche Taktik an, die schon zum 2:0-Erfolg im Topspiel vor einigen Wochen bei Holstein Kiel II führte. Die Initiative wurde dem Gegenüber überlassen und aus einer sehr starken, kompakten und seriösen Defensivarbeit die Angriffe initiiert. Bei vorhandenen Lücken des Kontrahenten sind die Gäste dann sehr gefährlich. Vor allem über Noel Ifeanyichukwu Denis. Der Linksfuß bringt ordentlich Power und Tempo mit. Der 23-Jährige avanciert schließlich mit einer Topleistung, zwei Toren und einem Assist zum 4:1 zum Man of the Match.
Kilia bemüht, Todesfelde souverän
Dem FC Kilia Kiel kann man eigentlich keinen großen Vorwurf machen. Die Kilianer lassen den Ball gut laufen und versuchen alles. Doch in dieser Spielzeit ist der Wurm drin. Ein ganz langer – den Apfel bzw. die Meisterschaft können die Kieler nun wegwerfen. Zudem traf die Soranno-Auswahl auf einen SV Todesfelde, der in Topform ist: taktisch gut eingestellt von Cheftrainer Björn Sörensen, viel reifer in den Aktionen und Zweikämpfen, fast immer mit der passenden Antwort. Kilia Kiel war gehörig unter Zugzwang – das wussten Sörensen und sein Team. Und nutzten das gnadenlos aus. Weiterer Pluspunkt für den Gast: Die Abwehr ist viel routinierter in Stresssituationen.

Gegentore viel zu einfach
Diese Ordnung hat Kilia nicht: Viel zu einfach, wenn auch vom SVT gut vorgetragen, fallen die Gegentreffer. Das 1:0 initiierte SVT-Keeper Landvoigt mit dem Ball zu Lasse Jetz auf links. Der passte halblinks ins Kilia-Mittelfeld, wo die Gäste schnell mit wenigen Zügen traumhaft kombinierten. Am Ende bediente Benjamin Petrick Mitspieler Mirko Boland, der blank den Ball nur noch ins leere Tor schießen musste. Nur etwas später kamen die Todesfelder, die bei diesem Angriff nach vorne schlicht das Tempo erhöhten, erneut simpel zum 2:0. Mats Klüver schickte durch die sperrangelweit offene zentrale Schnittstelle der unsortierten Kilia-Defensive Denis in die Gasse. Der SVT-Kicker blieb, alleine auf Keeper Tom Pachulski zulaufend, ruhig und vollstreckte zum 2:0.
Wenig Durchschlagskraft bei Kilia
In einer von den Anteilen ausgeglichenen ersten Hälfte zeigte der Spitzenreiter mehr Pep in seinen gefährlichen Offensivaktionen, gepaart mit der Effizienz bei den Abschlüssen. Die in der Summe bessere Performance wurde dann auch belohnt. Wenn auch um einen Treffer zu hoch. Nach der Pause merkte man den Willen bei den Gastgebern, dem Spiel eine Wende zu geben. Doch das Bemühen erzeugte nur eine Chance. In der 51. Minute trieb Jannis Voß mit einem tollen Solo den Ball in die Todesfelder Box. Das Spielgerät kam zu Jakubowski, der aus Mittelstürmerposition rechts am Pfosten vorbeizielte. Letztes Jahr wäre der wohl reingegangen. Danach herrschte Flaute in den beiden Strafräumen.
Noel Denis entscheidet das Spiel
Erst die 73. Minute leitete interessantere Minuten ein. Boland köpfte eine Sternberg-Flanke aus 8 Metern zu zentral auf Keeper Tom Pachulski. Auf der anderen Seite wehrte Keeper Fabian Landvoigt eine Direktabnahme von Jakubowski per Faustabwehr ab (74.). Dann erhöhte Denis nach einem Pass in die Tiefe mit seiner Schnelligkeit auf 3:0. Etwas Hoffnung auf ein kleines Wunder keimte nach dem 1:3 von Jakubowski auf. Der Torjäger verwertete ein geniales Zuspiel von Julius Alt aus spitzem Winkel. Wenn dann Lucas Groß seinen Kopfball besser platziert hätte (84.) … So führte der Gegenzug zum 1:4.

Titelträume geplatzt
Titelverteidigung futsch, und auch die Teilnahme am beliebten und attraktiven LOTTO-MASTERS 2026 ist kein Thema mehr. Bis zum Stichtag sind es noch sechs Spiele. Und die 12 Punkte Rückstand auf Platz 5 (die besten vier Nicht-Zweitteams qualifizieren sich), der noch zur Teilnahme in der Kieler Wunderino Arena am 10. Januar 2026 berechtigt, aufzuholen, wäre nur auf wundersame Weise möglich.
Blick nach unten statt nach oben
Meister Kilia Kiel muss seine Ziele nach der Niederlage endgültig neu definieren und sortieren. An erster Stelle steht sicherlich erst einmal die Absicherung nach unten. Und die weiteren Ziele nach einem Drittel der Saison? Viel bleibt ja nicht mehr übrig.
FC Kilia Kiel: Pachulski – Witt (67. Senger), Foit, Warncke, Ayyildiz (72. Meseberg) – Voß – Trepca (46. Yazgan), Nwokoma, Alt, Müller (75. Groß) – Jakubowski.
Trainer: Nicola Soranno.
SV Todesfelde: Landvoigt – Musci, Rave (81. Kischkat), Körting, Jetz – Klüver (82. Özütemiz) – Boland, Denis (88. Kruse), Schneider (70. Dodoo), Sternberg – Petrick (59. Awuku),
Trainer: Björn Sörensen.
SR: Jannek Hansen (TSV Drelsdorf)
Ass.: Jonas Petersen, Morten Dumstrei.
Zs.: 311.
Tore: 0:1 Mirko Boland (28.), 0:2 Noel Denis (33.), 0:3 Noel Denis (77.), 1:3 Yannik Jakubowski (82.), 1:4 Mirko Boland (84.).