Sinnbildlich für Holsteins fehlende Durchschlagskraft – ein Freistoß bleibt in der Mauer hängen. © 2025 Olaf Wegerich
Auf dem Sportplatz an der Stettiner Straße ging es für den PSV heute darum, sich für die letzten fünf Oberliga-Niederlagen in Serie zu rehabilitieren. Außerdem wollte man natürlich die 2:6-Klatsche des Hinspiels geraderücken. Das sollte mit einem verdienten 2:0-Sieg auch gelingen.
Holstein II: Völlig andere Voraussetzungen
Die Zweitvertretung Holsteins trainiert im Leistungszentrum Projensdorf unter Profibedingungen. Trainingseinheiten wird es fast doppelt so viele geben wie bei den übrigen Oberligavereinen (außer Phönix). Auch wird der Kader ganz anders zusammengecastet. Zusätzlich darf ein Lizenzverein wie Holstein auch Bundesliga-Stammspieler am gleichen Wochenende nochmals in der Reserve einsetzen, wie es Holstein bereits gegen Oldenburg gemacht hat. Also sollte der angestrebte Wiederaufstieg in die Regionalliga ja eigentlich selbstverständlich sein – zumindest in der Theorie nach Aktenlage. Aber grau ist alle Theorie, und die Wahrheit liegt auf dem Platz.

PSV gibt die Richtung vor
Heute hatte die KSV von Beginn an viel Ballbesitz. Doch bereits der erste Konter des PSV hätte die Führung der Buthmann-Elf bringen können. Nach einem Abstimmungsfehler in der Holstein-Abwehr lief Tim Möller ganz allein auf Lio Rothenhagen zu. Der konnte ihm jedoch den Ball vom Fuß stibitzen.
Holstein ohne Ideen
Ansonsten setzte der PSV auf grundsolide Defensive. Zwei Drittel des Platzes überließ man den Gästen, im eigenen Drittel ließ man dann aber nichts mehr zu. Holstein hatte gefällige Kombinationen und viele Zweikampfgewinne, aber nur in den für den PSV ungefährlichen Zonen. Ansonsten fehlten der KSV Ideen, Spielwitz, Durchschlagskraft und auch Tempo, um zu guten Chancen zu kommen. So sahen die Zuschauer ein gutes Fußballspiel mit allerdings wenig Chancen. Bei Holstein gefiel vor allem der kaum einen Zweikampf verlierende und immer den Überblick behaltende Ikem Ugoh.

Barendt steigt am höchsten: effektiver PSV nutzt 2. Chance zum 1:0
Auch der PSV wird bei seinen Angriffsbemühungen meist schnell gestoppt – nicht jedoch in der 32. Minute: Linksverteidiger Tom Zarpe schlägt nach Zweikampfgewinn eine hohe Flanke aus dem Halbfeld in Richtung Elfmeterpunkt auf Kapitän und Mittelstürmer Timo Barendt. Der steigt höher als Caspar Medlin, Lio Rothenhagen kommt raus, ist aber deutlich zu spät. Barendt köpft den Ball ins verwaiste Tor.
HSV, AC Mailand, Bayern II in der Vita von Lenny Borges
Medlin und Barendt bleiben verletzt liegen. Während Barendt nach zwei Minuten wieder auf die Beine kommt, muss Medlin ausgewechselt werden. Für ihn kommt Lenny Borges, der beim HSV und beim AC Mailand ausgebildet wurde und für Bayern München II in der 3. Liga spielte.
Bis zur Pause passiert außer einem Außennetzschuss von Hamza Muqaj, als endlich mal die PSV-Abwehr ernsthaft in Verlegenheit gebracht wurde, nicht mehr viel.
2. Hälfte: KSV mit mehr Druck …
Der Regionalliga-Aspirant kam nach der Pause entschlossen zurück aufs Feld. Zwar ist mit Muqaj ein starker Akteur in der Kabine geblieben, trotzdem wirkt Holstein jetzt präsenter. Doch bis auf zwei Kopfbälle von Luca Prasse, bei denen sich auch Tilman Körtzinger mal auszeichnen konnte, ließ die Defensive des PSV um Geart Latifi nichts weiter zu („Geart schädelt heute wieder hinten alles raus, da brennt nichts an“, so anerkennend der langjährige Mitspieler Christoph Kahlcke vom Lokalrivalen VfR).

… doch wieder trifft der PSV
Tim Möller geht rechts durch, seine Flanke erreicht innen Jesper Tiedemann, der aus 16 Metern unhaltbar zum 2:0 trifft. Holsteins Trainer Willi Weiße reagiert, bringt bald danach mit Lauri Kulikas einen Mittelstürmer alter Schule. Der kann sich auch tatsächlich einmal gegen den heute als Innenverteidiger glänzenden Calvin Ehlert durchsetzen – Kulikas’ Ball geht haarscharf am Tor vorbei (73.).
Regierungsrat behauptet sich gegen Jungprofis
Beim PSV kommt nach langer Krankheit der frühere PSV-Kapitän Fyn Claasen ab der 66. Minute zu seinem zweiten Saisoneinsatz. Genau wie Barendt, Möller und jüngst Ayoub Assameur ist auch er dereinst u. a. bei Holstein ausgebildet worden, hatte sich nach der U19 aber für Studium und Beruf entschieden, statt auf die Fußballkarte zu setzen. Nun ist er demnächst Regierungsrat, steht aber auch fußballerisch der neuen Holstein-Nachwuchsgeneration in nichts nach, gewinnt auf der „Sechs“ abgezockt alle wichtigen Zweikämpfe.

Holstein: Kein Aufbäumen
Nach dem 2:0 ist es mit der ganz starken Druckphase des Gastes vorbei. Das Spiel hat hohes Oberliganiveau, aber viel passiert nicht mehr. Außer ungezählten hohen Flanken aus dem Halbfeld, die Latifi & Co. vor keine große Aufgabe stellen, hat Holstein keine Lösungen. Man hat tatsächlich auch nicht das Gefühl, dass es hier noch einmal spannend wird – wird es auch nicht. Ein konditioneller Vorteil der Jungprofis ist nicht zu erkennen. Das Tempo und die Intensität der Zweikämpfe sind nicht höher als beim PSV. Der PSV bleibt clever und abgeklärt und bringt den Sieg locker nach Hause.
Fazit
Der PSV hat mit einem letztlich erstaunlich souveränen Sieg gegen Holstein seinen Negativlauf eindrucksvoll gestoppt. Holstein II enttäuschte und wird so nicht in die Regionalliga kommen – und hätte da auch in dieser Verfassung nichts zu suchen.
Stimme zum Spiel
PSV Neumünster: Körtzinger – Eberhardt, Calvin Ehlert, Latifi, Zarpe (89. Marquardt) – Marvin Ehlert, Assameur (66. Claasen) – Möller (70. Nohns), Küfner, Tiedemann – Barendt (80. Bouzoumita).
Trainer: Dennis Buthmann.
Holstein Kiel II: Rothenhagen – Parduzi, Petersen, Medlin (35. Borges) – Ugoh – Lückner (58. Karimi), Koc (63. Kulikas), Boelter (77. Rüzgar), Muqaj (46. von Esebeck) – Winter, Prasse.
Trainer: Willi Weiße.
Schiedsrichter: Dajinder Pabla (TuS Jevenstedt).
Assistenten: Moritz Fink, Sönke Rebehn.
Zuschauer: 232.
Tore: 1:0 (32.) Timo Barendt, 2:0 (55.) Jesper Tiedemann.
