Man of the Match mit drei Toren – Louis Köster (Holstein Kiel II) wieder im Anflug. © 2025 Ismail Yesilyurt
Jungstörche zeigen Reaktion auf Derbypleite
Das Spiel vom vergangenen Samstag kann die U23 von Holstein Kiel endgültig ad acta legen! Mit einem 6:2 gegen den sich ebenfalls für die Topplätze bewerbenden PSV Neumünster lassen die Jungstörche die 1:5-Schmach im Stadtderby bei Kilia Kiel schnell wieder in Vergessenheit geraten. Topmann am Mittwochabend ist der agile Stürmer Louis Köster, der drei Tore zum Erfolg beisteuert.
Drei Veränderungen in der Startelf
Gegenüber dem Kilia-Spiel nahm Cheftrainer Willi Weiße drei Veränderungen in der Startelf vor – jeweils eine in allen Mannschaftsteilen. Mit Marco Komenda schickte Marcel Rapp einen Zweitliga-Kicker ins Oberliga-Team. Rekonvaleszent Komenda ersetzte wie vorgesehen Caspar Medlin eine Halbzeit lang in der Innenverteidigung.
Felix Boelter – neu in der Startformation – sorgte auf der rechten Seite für Belebung. Zudem bekam im Angriff Ali Jamil die Gelegenheit, Pluspunkte für weitere Einsätze zu sammeln.
Frühes Pressing bringt Vorteile
Holstein will es gleich von Anfang an wissen und läuft den Gegner sehr hoch an. Die erste Möglichkeit gibt es nach acht Minuten: Einen Eckball bekommt der PSV nicht sauber geklärt, der Ball wird auf Felix Boelter abgelegt, dessen Schuss aus etwa 14 Metern aber PSV-Keeper Tilman Körtzinger abwehren kann.

Führung durch Köster nach riskantem PSV-Aufbau
Das Team von Dennis Buthmann versucht, durch gute Zirkulation über die Abwehr dem Druck auszuweichen. Doch zu selten können sich die Gäste in die Offensive durchkombinieren, geschweige denn den Ball vorne richtig festmachen. Zudem erfolgt der Ballverlust zu schnell, und die Neumünsteraner agieren in der letzten Kette vor dem eigenen Strafraum mit zu viel Risiko. Aber insgesamt im ersten Abschnitt macht es die Equipe von Dennis Buthmann mit dem Verschleppen bzw. Beruhigen des Tempos Vieles auch richtig gegen überlegene Störche.
Dadurch entsteht auch die Führung für die Gastgeber. Louis Köster bekommt das Spielgerät nach einem PSV-Fehler in der gegnerischen Hälfte und überwindet den sich am Aufbauspiel beteiligenden Keeper Tilman Körtzinger mit einem Lupfer aus knapp 25 Metern. In der 18. Minute hat Köster bereits die nächste Gelegenheit, als er gedankenschneller am Ball ist, aber den mittig platzierten Kopfball kann Körtzinger fangen. Eine Minute später muss PSV-Coach Dennis Buthmann verletzungsbedingt den ersten Wechsel vornehmen.
PSV gleicht etwas überraschend aus
Mit ihrer ersten Chance gleichen die Neumünsteraner aus: Ein Freistoß von Jesper Tiedemann von links zwischen Torauslinie und Strafraumeck landet im kurzen Eck zum 1:1. Auf der anderen Seite wird ein Treffer von Louis Köster nach Hereingabe von rechts wegen einer Abseitsentscheidung annulliert: Millimeterentscheidung.

Köster schnürt Doppelpack vor der Pause
Bevor die Kieler erneut in Führung gehen, gibt es noch zwei Möglichkeiten für die Weiße-Elf (28., 34.) sowie einen Neumünsteraner Freistoß aus 23 Metern über die Mauer, flach unten rechts – Lio Rothenhagen muss sich ordentlich strecken, um den Ball zur Ecke zu befördern (29.). In der 38. Minute ist Louis Köster zum zweiten Mal erfolgreich. Ein scharfer Freistoß von der linken Halbposition findet im Zentrum Köster, der steht sträflich frei und verwertet den Ball aus zehn Metern volley und unhaltbar für Körtzinger zum 2:1.
Fazit zur Halbzeit
Holstein hat das Spiel unter Kontrolle, nur das 1:1 störte etwas. Dem Holstein-Spiel fehlt die Intensität, die es gegen Kilia Kiel gab. Hier und da ein Kontakt zu viel nimmt manchmal den Druck weg, sodass sich die Gäste sortieren können. Natürlich Kritik auf höchstem Niveau, da das Team von Willi Weiße die Partie im Griff hat.

Felix Boelter und Louis Köster bauen Führung aus
Das schnelle 3:1, erzielt durch einen platzierten Flachschuss von Felix Boelter ins rechte untere Eck, beflügelt die Störche. Man merkt den Holsteinern nun an, dass die Last endgültig von den Schultern gefallen ist. Befreit und mit viel Spielfreude zaubern Köster und Co. nun auch. Nach einem Pass in die Schnittstelle überlupft Köster den herausstürzenden PSV-Schlussmann zum 4:1 und zu seinem dritten Treffer.

PSV wirkt kraft-, mut- und lautlos
„Totentanz“ in Richtung Spielfeld, sagte der angeschlagene Nils Drauschke vor dem 1:4, der von Cheftrainer Dennis Buthmann die Ansage in der Halbzeit bekommen hatte, sich zehn Minuten nach der Pause am eigenen Tor warmzumachen für eine Einwechslung. Damit meint der PSV-Leistungsträger die verbale Ruhe im eigenen Team: Das gegenseitige Coaching und Anfeuern fehlt beim PSV auf dem Rasenplatz im CITTI-Fußball-Park in Kiel-Projensdorf. Etwas später hat Drauschke die Hoffnung auf eine Einwechslung aufgegeben. „Wenn die nicht gleich die zwei Tore machen, dann komme ich rein. Aber so …“, ärgert sich der Kicker doppelt über Nichteinsatz und Niederlage. Vielleicht somit auch gesundheitlich besser für den bandagierten Oberschenkel.
Holstein spielt sich in einen Rausch
In der 54. Minute feuert Grady Zinkondo einen Schuss aus 22 Metern ab zum 2:4 – wenn Lio Rothenhagen den Ball nicht über die Latte gelenkt hätte. Auf der Gegenseite klappt es erfolgreicher: Nach einem sehenswerten Angriff ist Luca Prasse Endabnehmer einer wirklich schönen Kombination der Kieler zum 5:1. Die Holstein-Magie geht weiter: Köster, selbst in guter Position, köpft einen Ball in Richtung langer Pfosten, wo Ikem Ugoh angeflogen kommt und das halbe Dutzend vollmacht.

Gelb-Rot für Boelter – PSV gelingt Ergebniskosmetik
Gebremst werden die Gastgeber durch eine Gelb-Rote Karte für Felix Boelter, der bei einem Zweikampf etwas ausrutscht und dabei den Gegenspieler umsenst. In Überzahl haben die PSVer nun mehr Ballbesitz und erhöhen auch ihre Reichweite in Richtung Holstein-Gehäuse. Nachdem der quirlige Enes Rüzgar an Körtzinger scheiterte, kann Timo Barendt mit einem Foulelfmeter etwas Ergebniskosmetik betreiben – 2:6.
„Die spielen jeden Ball perfekt aus“, sagte zum Ende des Spiels hin Nils Drauschke, der mit ein paar Ballübungen von Ersatzkeeper Samuel Aphrem gefüttert wurde.
Summa summarum bleibt festzuhalten: Verdienter Sieg für Holstein Kiel II – auch in dieser Höhe. Die Heimelf ist über die gesamte Distanz überlegen und brennt knapp 25 Minuten lang nach dem Seitenwechsel ein Feuerwerk ab. Willi Weiße hat an einigen Stellschrauben gedreht, sodass es überhaupt keine Probleme in der Partie gab – auch nicht nach dem 1:1, das die Gastgeber nicht im Geringsten aus dem Tritt bringt, so wie bei Kilia Kiel. Dieses Mal gehen die Holsteiner wieder in Führung, und das war am Ende einer der Hauptgründe für den Erfolg. Auch die Zielstrebigkeit. Sowie der Fakt, dass die im Zweitliga-Kader trainierenden und in den Oberligaspielen eingesetzten Spieler ein paar Tage Teamgefüge sammeln konnten – wie es Willi Weiße in seinem Statement vor der Presse bemerkte.
Holstein Kiel II: Rothenhagen – Ottilinger, Petersen, Komenda (46. Medlin), Parduzi – Boelter, Ugoh, Muqaj (79. Rüzgar), Prasse (70. Winter) – Jamil (70. Arnold), Köster (70. Kulikas).
Trainer: Willi Weiße.
PSV Neumünster: Körtzinger – Zarpe (68. Zarpe), Werner, Latifi, Eberhardt – Calvin, Ehlert (78. Assameur), Zinkondo (55. Küffner) – Tim Möller (19. Nohns), Marvin Ehlert, Tiedemann – Barendt.
Trainer: Dennis Buthmann.
SR: Luca Seils (Preußen Reinfeld).
Ass.: Florentin Gartz, Nils Ladwig.
Z.: 474.
Gelb-Rote Karte: Felix Boelter (66., Holstein II).
Tore: 1:0 Louis Köster (11.), 1:1 Jesper Tiedemann (21.), 2:1 Louis Köster (38.), 3:1 Felix Boelter (46.), 4:1 Louis Köster (50.), 5:1 Luca Prasse (61.), 6:1 Ikem Ugoh (63.), 6:2 Timo Barendt (81., FE).