Moshood Adesanya (VfR Neumünster) machte das Spiel mit seinem Doppelpack zum 3:4 wieder spannend. © 2025 Olaf Wegerich
Im Marschwegstadion in Kaltenkirchen standen sich die heimische Turnerschaft und die Rasensportler aus Neumünster gegenüber. Der Aufsteiger behielt nach nicht hochklassigen, aber spannenden 95 Minuten mit einem 4:3 (3:1)-Sieg alle drei Punkte zu Hause.
Aufstiegs-Geschichten
Vor gut zwei Jahren waren beide Teams in der Aufstiegsrunde zur Oberliga schon einmal Gegner. In der von Corona geprägten Saison 22/23 mit drei kleinen 12er- statt wie üblich zwei 16er-Staffeln belegten KT und VfR jeweils Platz zwei in ihren Landesliga-Staffeln. In einer Dreiergruppe mit Rotenhof wurde ein weiterer Oberligaaufsteiger gesucht. Zwar gewann Kaltenkirchen damals mit 2:1 gegen die Veilchen, aber Oberligaaufsteiger war trotzdem der VfR.
Übrigens: Alle drei damaligen Landesligameister und Aufsteiger (Preußen Reinfeld, MTSV Hohenwestedt, Nordmark Satrup) spielen heute noch in der Oberliga – genauso wie auch die damaligen drei Aufstiegsrundenteilnehmer. Rotenhof stieg 2024 auf, Kaltenkirchen 2025.
KTS mit neuem Trainer – VfR ohne Keeper Newe
Bei der Turnerschaft hat auf der Trainerbank der frühere Rasensport-Akteur Martin Genz den zurückgetretenen langjährigen Erfolgscoach René Sixt abgelöst. Genz musste heute auf Stürmer Malte Pietsch verzichten. Seinem Gegenüber Danny Cornelius fehlte mit dem angeschlagenen Christopher Newe der Keeper, der dienstälteste Spieler im Kader der Gäste. Für ihn debütierte der 22-jährige José Antonio Aguirre Dardón, früherer U20-Nationalspieler Guatemalas.

Taktische Überlegungen…
…führten bei den Gästen dazu, gegen die bekannt schnelle linke Angriffsseite der Hausherren Sven Freitag nicht zentral agieren zu lassen, sondern in der Mittelfeldkette nach rechts vor den heute rechts verteidigenden Tom Schilling zu stellen.
Als Innenverteidiger spielten statt zuletzt Schilling/Schomaker die nach längerer Verletzungspause bzw. Krankheit wieder einsatzbereiten, zu Saisonbeginn sehr souveränen Kenny Korup und Christoph Kahlcke. Nick Neca, zu Saisonbeginn rechts in der Abwehrkette zu finden, blieb – ebenso wie Lonas Schomaker – das harte Los der Ersatzbank.
…gehen manchmal nicht auf
Beide Mannschaften begannen verhalten. Doch ein zunächst gar nicht zwingend wirkender Tiefenlauf von Jan Zimmermann brachte schnell die Führung der Hausherren. Sturmspitze Enrik Nrecaj hatte seinen Gegenspieler Kahlcke („Da darf ich mich nicht so schnell rauslocken lassen“, so Kahlcke nach Spielschluss) halbrechts weggezogen. In diesem Raum lief Zimmermann mit Ball, nur sehr halbherzig von seinem Gegenspieler begleitet. Zimmermann joggte weiter, der Winkel wurde immer spitzer, ein schneller Antritt vorbei am Begleitschutz, aus fünf Metern knallte er den Ball unbedrängt fast von der Grundlinie hoch in die kurze Torwartecke. 1:0 nach 180 Sekunden.
VfR verpennt die Anfangsphase komplett
Beim 2:0 (10.) war trotz KT-Angriffs die Zone zentral 25 Meter vor dem Rasensport-Tor völlig verwaist. Der agile Marten Soder kurvte nach innen, stellte fest: „Nobody there“, nahm Maß und traf mit links aus der Distanz. Wieder sehr einfach, da grottenschlecht verteidigt.
Cornelius stellte nun um, zog Freitag auf seine Stammposition auf die „Sechs“. Postwendend lief der nächste KT-Angriff diesmal zielgerichtet über links. Freitag fehlte dort nun, Max Spreitzer war recht einfach durch, seine Flanke brandgefährlich. In der Mitte prallte Nrecaj gegen Aguirre (14.). Nach längerer Behandlung konnte Aguirre weiterspielen.
Aguirre leitet Anschluss ein
Nach vorne hatte der VfR gegen die stark kompakt stehende und bissige KT-Defensive noch gar nicht stattgefunden. Doch als José Aguirre nach einem souverän eroberten Ball weit abschlug, behauptete sich Ola Adesanya gegen zwei Verteidiger und setzte Kastriot Alija in Szene. Der ging durch und verkürzte auf 2:1 (20.).
Nun war der VfR da: Adesanya war rechts durch, Alija kam in der Mitte Millimeter zu spät. Wenig später kombinierte sich Kevin Schulz von ihm selbst initiiert im 16er frei, verzichtete auf den Abschluss und wollte noch abspielen – gerade eben konnte KT-Kapitän Janik Jensen noch klären.
Abspielfehler – 3:1 für KT (34.)
Gerade als der VfR immer besser ins Spiel kam, wurde der nächste „unforced error“ produziert. Im Aufbau an der Mittellinie wurde Spreitzer angeschossen. Der ging ab, legte in die Mitte auf Soder, der ganz frei auf Aguirre zulief. Aguirre blieb Sieger, doch der Ball prallte zu Patrice Leon Pluche, der aus 18 Metern im Nachschuss traf.
Danach war der VfR weiter bemüht. Adesanya kam nach einer Ecke frei zum Schuss, zielte aber drüber. So führte der Aufsteiger zur Halbzeit mit 3:1.
Danny Cornelius baut um
Zur Halbzeit brachte Cornelius Visar Mehmeti für die linke und Jordan Marquardt für die rechte Außenbahn. Hinten wurde eine Planstelle gestrichen. Tom Schilling verteidigte auf der IV-Position alleine, Korup rückte stattdessen nach rechts, nur Jan Lippegaus blieb Linksverteidiger.
Serifi verpasst den Anschluss
Der VfR kam nun konzentrierter aus der Kabine und damit gleich besser in die Partie. Ilir Serifi scheiterte am glänzend reagierenden Luca Adler (52.) im KT-Tor. Im Anschluss hatten die Gäste viel Ballbesitz, kamen aber nicht durch.

Der nächste Fehler kommt bestimmt: 4:1
Doch bereits der nächste KT-Angriff führte wieder zum Torerfolg. Links war Soder am Ball, dribbelte in den Strafraum, wurde dort – bereits wieder aus dem 16er herausdribbelnd – ohne jede Not regelwidrig zu Fall gebracht. Den fälligen Elfmeter verwandelte Max Spreitzer souverän (57.).
…und noch einer – Rerop scheitert frei an Aguirre
Nach dem nächsten kapitalen Fehlpass im Aufbauspiel des VfR war Finn Luca Rerop rechts frei durch, doch Aguirre konnte zur Ecke abwehren: Der erste Torschuss der KT, der nicht im VfR-Netz landete (63.).
Spannungsabfall bei der Turnerschaft – VfR mit dem Mut der Verzweiflung
Wenig später behauptete sich Kastriot Alija nach einem hohen Ball im KT-Strafraum, brachte den Ball auf Adesanya, der sich durchwühlte und mit links traf – nur noch 4:2 (65.). Das Spiel wurde nun sehr zerfahren, die Turnerschaft verlegte sich zunehmend auf die Defensive.
Plötzlich nochmal Hochspannung
Und als Adesanya aus spitzem Winkel auf 4:3 (76.) verkürzte, war das teils wilde Spiel unerwartet wieder offen.
Ein letzter KT-Konter: Timo Gennrich verzog knapp (82.). Marquardt und Serifi kamen für die Veilchen noch zu Abschlüssen, die jedoch keine wirkliche Gefahr darstellten. Alija (90.+2) war noch am dichtesten am Ausgleich, doch Adler war erneut zur Stelle.
Fazit
Drei enorm wichtige Zähler im Abstiegskampf für die KT. Der VfR in der heutigen Verfassung kann froh sein, bereits fleißig Punkte gesammelt zu haben. Die dritte Niederlage in Folge war das Ergebnis der unterm Strich wohl schlechtesten Saisonleistung.
Stimme zum Spiel
Kaltenkirchener TS: Adler – Eising, Jensen, Sebastian Böttcher, Güvenir – Zimmermann, Pluche (83. Lennart Pietsch) – Finn Luca Rerop (72. Gennrich), Soder, Spreitzer (87. Arne Böttcher) – Nrecaj (66. Juedi).
Trainer: Martin Genz.
VfR Neumünster: Aguirre Dardón – Schilling, Korup (69. Neca), Kahlcke (46. Marquardt), Lippegaus – Akcicek (46. Mehmeti) – Freitag, Schulz, Serifi – Alija, Adesanya.
Trainer: Danny Cornelius.
Schiedsrichter: Frederik Simon (Heikendorfer SV).
Assistenten: Mats Bennet Stankat, Ketrik Freund.
Zuschauer: 182.
Tore: 1:0 Zimmermann (3.), 2:0 Soder (10.), 2:1 Alija (20.), 3:1 Pluche (34.), 4:1 Spreitzer (57., Foulelfmeter), 4:2 Adesanya (65.), 4:3 Adesanya (76.).