Doppelpacker Wolf rettet Heider Arbeitssieg – unschöne Begleitumstände

von Olaf Wegerich

Die Szene kurz vor dem 2:0 – Jan Wandsiedler (vorne, Heider SV) verlängert und der Ball kommt zuMarvin Wolf (hinten 2. Pfosten). © 2024 Volker Schlichting


Heides Matchwinner Marvin Wolf (Heider SV) am Ball. © 2024 Kristina Gay


Der Heider SV hat das so wichtige Heimspiel gegen den Oldenburger SV nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte knapp mit 2:1 (1:1) gewonnen. Die Gäste waren durch Silas Bünning (8.) früh in Führung gegangen. Die Dithmarscher drehten durch zwei Treffer von Marvin Wolf (42. und 54.) eine hart umkämpfte Partie vor 451 Zuschauern im HSV-Stadion an der Meldorfer Straße. Da der SV Eichede bereits am Freitagabend bei Eutin 08 nur Remis gespielt hatte, rücken die Dithmarscher wieder auf den 2. Platz. Oldenburg kassiert stark ersatzgeschwächt nach hartnäckiger Gegenwehr die erste Niederlage nach neun Spielen, bleibt aber weiterhin auf dem beachtlichen 5. Platz.

Im Vorfeld der Partie hatten die Gäste aufgrund diverser Ausfälle durch Verletzungen und private Gründe um eine Verlegung gebeten und darauf gehofft, dass die Dithmarscher dem zustimmen. Da der Heider SV bereits in der Vorwoche einen fragwürdigen Spielausfall beim MTSV Hohenwestedt zu verkraften hatte, wurde von Seiten der Gastgeber dem Wunsch der Gäste jedoch nicht entsprochen. Entsprechend hoch motiviert traten die Ostholsteiner die Reise nach Dithmarschen an, aufgefüllt durch Spieler aus dem Unterbau vom Verbandsligisten SG Oldenburg/Göhl.

Auf dem aufgeweichten, schwer bespielbaren Platz erwischten die Gäste den deutlich besseren Start. Nach einem unwiderstehlichen Flügellauf von „Maschine“ Lucas Irmler, wie Trainer Pascal Diouri später schmunzelnd zu Protokoll gab, servierte der OSV-Spieler präzise den Ball für den einlaufenden Silas Bünning (8.), der am zweiten Pfosten stehend per Kopfball zum Führungstreffer für die Gäste traf. „Das war ein leichter Ballverlust. Da haben sie uns kalt erwischt“, schwante Heides Ligaobmann Hannes Nissen schon Böses.

Keeper Calvin Schultz (Heider SV) klärt per Faustabwehr. © 2024 Volker Schlichting
Keeper Calvin Schultz (Heider SV) klärt per Faustabwehr. © 2024 Volker Schlichting

Tatsächlich taten sich die Gastgeber in der Folge sehr schwer, in der hart umkämpften und durch viele kleine Nickligkeiten geprägten Partie ihrerseits gefährlich vor das Tor der Gäste zu kommen.

Dennoch gelang den Gastgebern in einer sehr zerfahrenen ersten Hälfte mit einem Standard noch kurz vor der Pause der so wichtige Ausgleich. Wieder war es Standardkönig Jannis Hinz, der nach einem Freistoß der Vorbereiter für Marvin Wolf (42.) war, der am zweiten Pfosten stehend zum 1:1 einköpfte. Bis zur Pause hatten sich die Ostholsteiner das Unentschieden dank einer couragierten Leistung auch redlich verdient.

Marvin Wolf  (li., Heider SV) geht nach seinem 1-0 in den Jubelmodus über. © 2024 Volker Schlichting
Marvin Wolf (li., Heider SV) geht nach seinem 1-0 in den Jubelmodus über. © 2024 Volker Schlichting

In der zweiten Hälfte traten dann die Gastgeber deutlich entschlossener und zielstrebiger auf und kamen zu einer Vielzahl an guten Tormöglichkeiten. „Das war der Wendepunkt. In der zweiten Hälfte hatten wir ein Dauerfeuer an etlichen Großchancen“, sah Heides Ligaobmann Hannes Nissen seine Farben in den zweiten fünfundvierzig Minuten deutlich im Vorteil.

Wieder klingelt es nach einem Standard, und wieder war es Jannis Hinz, der als Vorbereiter glänzte. Marvin Wolf (54.) drückte nach dem Eckball von Hinz aus fünf Metern den Ball zum 2:1-Führungstreffer über die Linie. Wohl dem, der solche Qualitätsspieler in seinen Reihen hat, die in engen Spielen wie gegen die guten Oldenburger den Unterschied machen können. Dennoch machte sich bei den Gästen mit zunehmender Spielzeit bemerkbar, dass die Kräfte nachließen und der Widerstand bröckelte.

Oldenburg wehrte sich tapfer und hielt gut dagegen, aber die Dithmarscher erspielten sich jetzt eine Vielzahl an guten Chancen, um rechtzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Eine schöne Vorlage von Jan Wansiedler auf Mika Kieselbach konnte Marvin Müller mit letztem Einsatz zur Ecke klären. Dann setzte Mika Kieselbach einen Kopfball knapp neben das Tor.

Die beste Chance, alles klar zu machen, hatte Daouda Soumah, der das leere Tor im Nachschuss verfehlte, nachdem zuvor ein Schuss von Jannis Hinz aus gut fünfunddreißig Metern auf das leere Tor nach Vorlage von Björn Lambach kurz vor der Linie geklärt werden konnte. In dieser engen Phase erwies sich Björn Lambach als extrem wichtiger Faktor und spielte „viele kluge Pässe“, wie Nissen hervorhob.

Björn Lambach (Heider SV) mit einem Abschluss am Oldenburger Strafraum. © 2024 Volker Schlichting
Björn Lambach (Heider SV) mit einem Abschluss im Oldenburger Strafraum. © 2024 Volker Schlichting

In der Schlussphase schwächten sich die Gäste noch durch die Gelb-Rote Karte von Luca Justin Neumann (75.) nach einem Schubser gegen den Doppeltorschützen Wolf. So blieb es bis zum Ende spannend, und die Gastgeber mussten bis in die Schlussminuten zittern, ehe der Sieg feststand.

„Zwei Standards bringen uns zwei Gegentore. Die Mannschaft hat das heute überragend gemacht. Die Oberliga ist kein Kinderfußball. Gut, dass wir einen Unterbau haben. Wir nehmen viel Positives aus dem Spiel mit. Unser Ziel ist, bis zur Winterpause noch auf 33 Punkte zu kommen, die wir in der letzten Saison erst am Saisonende hatten“, überlegt OSV-Trainer Pascal Diouri, in der Rückrunde den Unterbau personell zu unterstützen, denn bisher war die Liga eher auf Hilfe aus dem Verbandsligateam angewiesen.

Auch sahen sich die Gäste in der Nachspielzeit um einen klaren Elfmeter gebracht. „Schwabe wurde im Strafraum klar gehalten“, begründete Diouri seine Sicht der Dinge. Heides Abwehrchef Patrick Storb soll der Übeltäter gewesen sein. Dem entgegnete Heides Trainer Markus Wichmann: „In der 45. Minute gab es ein Foul an Gieseler. Den Knall habe ich auf der Trainerbank gehört. Das war ein glasklarer Elfmeter für uns. Pascal Ayene habe ich in der 60. Minute eingewechselt und musste ihn fünf Minuten später wieder rausnehmen, weil er im Strafraum einen Schlag aufs Knie bekommen hat. Ich befürchte, er hat irgendetwas mit dem Meniskus abbekommen. Wenn der Schiedsrichter eine der beiden Situationen für uns Elfmeter pfeift, kann man den für Oldenburg vielleicht auch geben.“

Keeper Cedric Cordes (Oldenburger SV) ist rechtzeitig am Ball und rettet vor Mika Kieselbach (Heider SV). © 2024 Volker Schlichting
Keeper Cedric Cordes (Oldenburger SV) ist rechtzeitig am Ball und rettet vor Mika Kieselbach (Heider SV). © 2024 Volker Schlichting

Zum Spiel sagte Wichmann: „Wir haben aus meiner Sicht hochverdient gewonnen, weil wir mehr Ballbesitz hatten. Unterm Strich war das ein verdienter Arbeitssieg. Das Gegentor fällt nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Ansonsten haben wir wenig zugelassen.“

Was Wichmann jedoch überhaupt nicht gefiel, war, dass seinen Spielern bei Standards wiederholt in die Magengegend gestochen wurde und Mika Kieselbach von einem nicht genannten Oldenburger Spieler nach einem Kopfball mit Pferdesalbe an den Händen ins Gesicht gefasst wurde und er danach länger am Auge behandelt werden musste.

Den Oldenburgern missfiel hingegen: „Als wir in Heide angekommen sind, wurden wir von niemandem empfangen. Es gab kein Hallo, wie unter Sportlern üblich. Keiner suchte das Gespräch mit uns. Wir waren nach der Entscheidung, hier antreten zu müssen, wahnsinnig frustriert. Das haben wir auch nach dem Spiel noch einmal klar kundgetan. In der Demokratie muss man damit leben, dass jemand eine andere Meinung vertritt“, sagte OSV-Trainer Pascal Diouri, dem ebenso übel aufstieß, dass die ansonsten in Heide übliche Pressekonferenz vorsorglich abgesagt wurde. „Wir wollten nicht, dass weiter Öl ins Feuer gegossen wird“, begründete Heides Ligaobmann Hannes Nissen die Absage.

Auch Hannes Nissen sprach nach dem Spiel von einigen unschönen Szenen, sagte aber auch, dass die meisten Oldenburger Spieler sich nach dem Spiel sehr fair verhalten hätten.

Meinung: Der Heider SV und der Oldenburger SV haben ihren Anhängern in dieser Saison viel Freude bereitet und herz­erfrischenden Fußball geboten. Dass die Dithmarscher so stark auftreten, war bei dem stark besetzten Kader vielleicht noch zu erwarten, aber keine Selbstverständlichkeit. Der Höhenflug der Oldenburger ist aber eine faustdicke Überraschung und dem gut aufgestellten Umfeld und dem neuen Trainerteam zuzuschreiben, das bisher prächtig funktioniert und liefert. Dass nun Misstöne aufkommen, weil die Dithmarscher auf die Austragung der Partie bestanden haben, ist nur schwer nachzuvollziehen. Der Heider SV ist der unangefochtene Zuschauermagnet und einer der wenigen verbliebenen Traditionsvereine der Liga. Auch um die ambitionierten Ziele für die Zukunft anzugehen, wurde eine Liga GmbH gegründet, die klare Ziele verfolgt. Die höchste Amateurklasse des Landes, die seit Jahren unter einem gravierenden Zuschauerschwund leidet, braucht Verlässlichkeit und Planbarkeit, damit nicht noch die letzten treuen Zuschauer vergrault werden. Daher ist es wenig hilfreich, wenn Spiele nach dem Motto „Wünsch dir was“ kurzfristig abgesagt werden, weil vielleicht private Veranstaltungen am Wochenende anstehen oder einige Spieler aus welchen Gründen auch immer fehlen. Das macht die Akzeptanz für den gehobenen Amateursport nicht leichter, und es bleibt auch den Zuschauern nicht verborgen, wenn es an der nötigen Ernsthaftigkeit fehlt.

Der Heider SV hat am nächsten Samstag erneut ein Heimspiel und erwartet den Viertplatzierten PSV Neumünster. Der Oldenburger SV empfängt ebenfalls am Samstag, aber erst um 16:00 Uhr, den Aufsteiger TUS Rotenhof.

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