Nicolas Holtze (TSB Flensburg) kommt zu seinem 20. Saisontreffer gegen Hohenwestedt. © 2024 Ismail Yesilyurt – aktuelle Fotos folgen
Die Serientäter können es nicht lassen. Der MTSV Hohenwestedt bleibt auch im achten Oberligaspiel in Folge ungeschlagen und entführt im Kellerderby beim TSB Flensburg mit einem nicht unverdienten 4:2 (2:1)-Erfolg drei Punkte. Dank des Erfolges hat der MTSV einen Riesensprung in der Tabelle gemacht und klettert mit nunmehr 32 Punkten auf den 9. Platz. Während der TSB die siebte Heimniederlage und erneut vier Gegentreffer kassiert, feiert der MTSV seinen vierten Auswärtserfolg, muss aber nach einer gelb-roten Karte gegen Tim Sienknecht (90.+3) in der Nachspielzeit wegen übertriebenen Jubels, der vom Schiedsrichter als Unsportlichkeit gewertet wurde, im nächsten Punktspiel ohne seinen Edeltechniker auskommen.
Der TSB hatte durch Holtze (12.) vorgelegt, doch durch einen Doppelschlag von Fabian Engbrecht (30.) und Kjell Knaak (31.) konnte der MTSV das Spiel binnen sechzig Sekunden drehen. Nach einer Stunde konnte Schäpler (60.) noch einmal für den TSB ausgleichen, doch Tim Sienknecht (69.) und Kjell Knaak (90.+3) sorgten für eine Fortsetzung der Erfolgsserie. Für den TSB hat sich die Situation nach der Niederlage wieder deutlich verschlechtert. Noch steht die Mannschaft von Trainer Jan Hellström auf dem 12. Platz, aber sollte der VfR am Sonntag sein Heimspiel gegen den OSV gewinnen, droht der Fall auf den 13. Platz. Vor allem die Zahl der Gegentore gibt Anlass zur Sorge. In den verbleibenden vier Spielen ist der TSB gezwungen zu liefern – dreimal geht es dabei mit Eidertal, dem OSV und der U21 des VfB Lübeck gegen unmittelbare Kontrahenten im Abstiegskampf.
Bei den Gastgebern fehlten Hendrik Fleige (Mandelentzündung) und Lennart Steiner (Zerrung). Beim MTSV waren Mika Hirsch (Muskelfaserriss) und Finn Holm (Überdehnung am Sprunggelenk) nicht im Kader. Tjark Sievers war gesundheitlich leicht angeschlagen und kam erst in der Schlussphase zu einem Kurzeinsatz.
TSB mit starker Anfangsphase – Holtze mit direkt verwandelter Ecke
In der Anfangsphase hatte der TSB alles unter Kontrolle, war die spielbestimmende Mannschaft mit mehr Ballkontakten und ging nach einem direkt verwandelten Eckball von Knipser Nicolas Holtze (12.), der sich viele rassige Zweikämpfe mit Jannis Brandt lieferte – von denen der Hohenwestedter eine Vielzahl für sich entscheiden konnte – früh in Führung. Trotz der klaren Feldvorteile konnten die Gastgeber keinen weiteren Profit aus ihrer Überlegenheit ziehen, was aber auch ein Verdienst der guten Abwehrarbeit bei den Gästen war, bei denen Momme Boye überraschend in der Innenverteidigung zum Einsatz kam und einen „überragenden Job“ ablieferte, wie Trainer Sebastian Barth herausstellte. Gleiches gilt für Hendrik Schnoor und Niklas Neitzke, die konstant liefern und den MTSV-Strafraum weitestgehend zu einer Verbotszone für gegnerische Stürmer gemacht haben.
MTSV eiskalt – Doppelpack durch Engbrecht und Knaak binnen sechzig Sekunden
Doch für die neue Qualität bei den Gästen spricht auch, die wenigen Chancen, die sie bekommen, eiskalt zu nutzen. So auch an diesem Samstag beim TSB, als dem MTSV mit seinem ersten Angriff durch Fabian Engbrecht (30.) der überraschende 1:1-Ausgleich gelingt.
Doch es kommt noch besser: Nur sechzig Sekunden später schlägt der MTSV erneut zu und kommt nach einer schönen Kombination, die Kjell Knaak (31.) zum 1:2 vollendet, zum Führungstreffer.
Nach den guten ersten 25 Minuten reagiert der TSB wie gelähmt und hat keine passende Antwort parat. So geht es mit einer 2:1-Halbzeitführung für die Gäste in die Pause, die auch nach dem Seitenwechsel zweimal durch Kjell Knaak und einmal durch Fabian Engbrecht gute Gelegenheiten haben, den Vorsprung auszubauen.
Schäpler trifft zum Ausgleich für den TSB
Dennoch gelingt den Gastgebern durch Tom Schäpler (60.) nach einer Stunde mit der einzigen echten Torgelegenheit in der zweiten Hälfte der 2:2-Gleichstand.
Sienknecht – der Meister der Standards
Doch der MTSV ist mit dem Remis nicht zufrieden, will mehr – und wird belohnt. Nach einem Foul an der Strafraumgrenze schnappt sich Tim Sienknecht (69.) den Ball und hämmert ihn aus halbrechter Position flach zum 2:3 ins Netz. „Das ist jetzt in seinem vierten Einsatz nach seiner Verletzungspause der dritte Treffer, den er reingehauen hat“, lobte Trainer Sebastian Barth die Schussqualitäten von Sienknecht.

MTSV verpasst die Vorentscheidung
Kurz danach hat Kjell Knaak dann noch eine Riesenchance, als er völlig frei auf Ole Rathmann im TSB-Tor zuläuft, seinen gefühlvollen Lupfer jedoch knapp neben das Tor setzt.
Auch Momme Boye hat nach seinem ersten Ligatreffer Lunte gerochen und möchte zu gerne noch einmal nachlegen, hat aber Pech, dass sein sehenswerter Fallrückzieher in den Armen von Torhüter Rathmann landet.
Knaak trifft per Fallrückzieher zum Endstand
Obwohl Fallrückzieher und daraus resultierende Tore eher selten sind, haben die Gäste noch mehr zu bieten als den einen von Boye – und werden erneut für ihren Elan belohnt. Der 2:4-Endstand gelingt Kjell Knaak (90.+3) nach einem zunächst abgewehrten Eckball per Fallrückzieher. Für Knaak war es im 10. Spiel nach seiner langen Verletzungspause bereits der achte Treffer. Damit hat er in der internen Torschützenliste beim MTSV die Führung übernommen. „Kjell kann den Unterschied machen und ist sehr clever. Er weiß genau, wann es sich lohnt, einem Ball hinterherzusetzen“, lobte Trainer Barth seinen Doppeltorschützen.
Frust beim TSB – Euphorie beim MTSV
„Die Niederlage war unnötig. Hohenwestedt hat aber verdient gewonnen. Wir hatten alles im Griff, dann kassieren wir zwei Gegentore. Schon bist du im Rückstand – auch weil wir keinen Zugriff haben. Beim Freistoß zum 2:3 geht der Ball in die Torwartecke. Den muss er halten, das weiß er aber auch selbst. In der zweiten Hälfte hatten wir keine weiteren nennenswerten Torchancen. Die Situation ist durch die Niederlage für uns deutlich schlechter geworden. In der nächsten Woche gibt es bei uns einiges zu besprechen“, sagte TSB-Ligamanager Rainer Andresen, dem insbesondere die Anzahl der Gegentreffer in den letzten Spielen nicht gefallen haben dürfte.

Bei MTSV-Trainer Sebastian Barth überwog natürlich die Freude nach dem nicht unbedingt zu erwartenden Dreier in der Fremde. Dass der Abstand zum ersten Regelabstiegsplatz, den derzeit Aufsteiger Eidertal Molfsee belegt, bereits neun Zähler beträgt, bezeichnete Barth als „Wahnsinn“. Dennoch ist Barth weit entfernt davon, sein Team als gerettet zu betrachten, da noch harte Aufgaben vor dem MTSV liegen. „Die Jungs sind nach dem Spiel euphorisch. Die ersten 25 Minuten waren wir nicht im Spiel und kamen immer einen Schritt zu spät. Dann treffen wir mit unserem ersten Angriff zum Ausgleich und legen gleich den zweiten Treffer nach. Die Tore kamen aus dem Nichts und waren bis dahin nicht unbedingt verdient, aber danach haben wir uns deutlich gesteigert. Aber es spricht auch für die Mannschaft, dass wir in der Phase, in der wir nicht so präsent waren, nichts zugelassen haben und es schaffen, stabil zu stehen.“
Bereits am kommenden Mittwoch spielt der MTSV um 19:00 Uhr das Halbfinale im Kreispokal beim Kreisligisten SW GW Todenbüttel. Der TSB Flensburg bestreitet sein nächstes Punktspiel erst am 26. April um 12:30 Uhr beim Aufsteiger Eidertal Molfsee. Dann heißt es: alles oder nichts.
TSB Flensburg: Rathmann – Ravn (78. Paulsen), Jessen, Bracht, Schäpler (78. Baouche) – Stuewe, Hasan (68. Wolf) – Kwame, Baxter, Holtze – Neumann.
Trainer: Jan Hellström.
MTSV Hohenwestedt: Hinrichs – Brandt, Boye, Schnoor, Neitzke – Sienknecht, Kochanski – Pingel (80. Tjark Sievers), Hendrischke (73. Schwarz), Knaak (90.+3 Rathje) – Engbrecht.
Trainer: Sebastian Barth.
Schiedsrichter: Dajinder Daniel Pabla (TuS Jevenstedt).
Assistenten: Moritz Fink und Leon Volkmer
Gelb-Rote Karte: Tim Sienknecht (MTSV) wegen Unsportlichkeit.
Zuschauer: 110 auf dem TSB-Sportplatz an der Eckener Straße in Flensburg.
Tore: 1:0 Nicolas Holtze (12.), 1:1 Fabian Engbrecht (30.), 1:2 Kjell Knaak (31.), 2:2 Tom Schäpler (60.), 2:3 Tim Sienknecht (69.), 2:4 Kjell Knaak (90.+3).