Der passt ins lange Eck. Christian Olsiewski bei seinem Traumtor zum 1:1. © 2024 Ismail Yesilyurt
Beim Fußball liegen manchmal Zentimeter oder Sekunden zwischen Erfolg und dem Gegenteil. Da wird das Drehbuch schnell umgeschrieben. Manchmal nicht nur einmal im Spiel. Im Abstiegsduell der Landesliga Schleswig zwischen dem TSV Altenholz und Slesvig IF scheint die 42. Minute ein Grund gewesen sein, dass das Drehbuch zugunsten des TSV Altenholz, der am Ende mit einem zu hohen, aber verdienten 5:2-Sieg triumphiert, gefüllt wurde.
Elfmeter mit Fragezeichen?
Nach einem ungefährlichen Freistoß von Slesvig IF von der linken Seite, der zum Abstoß führt, scheint die Aktion abgeschlossen. Doch auf einmal zeigt Schiedsrichter Bozidar Macic auf den Punkt. Nach einem Hinweis von Assistent Tarek Dafay über das Headset. Dillon Otto soll/hat an der rechten Strafraumecke Finn Paulsen irgendwie zu Fall gebracht haben.
Jorris Schwarz hält Elfer von Cedric Nielsen
Den anschließenden Elfmeter vom ansonsten sehr sicheren Schützen Cedric Nielsen flach in seine rechte Eck hält Jorris Schwarz stark. Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste mit 1:0. Ein 2:0 und dann …! Knackpunkt im Spiel? „Ich sehe das eher so, dass das 2:1 uns den Stecker zieht“, verneint SIF-Chefcoach Finn Petersen.
Slesvig IF investiert viel in Abschnitt eins
Doch erst einmal alles der Reihe nach. In einem guten und temporeichen Landesligaspiel sind die Schleswiger mit dem Anpfiff etwas griffiger und aggressiver in ihren Handlungen. Mit einem sehr hohen Pressing an der gegnerischen Box nervt die Elf von Petersen die Altenholzer, die kaum zu vernünftigen Angriffen kommen, aber auch gut verteidigen.
Chancenarmes Spiel
Das chancenarme Spiel, das am Sonntag aufgrund einer Fehlfunktion der Bewässerungsanlage/Drainage des (Haupt)Rasenplatzes um fast 2 Stunden später (aufgrund eines Jugendspiel) auf den kleinen Kunstrasenplatz nebenan verlegt wurde, verdient sich eine gute Note besonders durch den intensiven physischen Austausch der Altenholzer und Schleswiger zwischen den Boxen.
Alle klaren Möglichkeiten sind an einer Hand abzuzählen. Zunächst ist es Cedric Nielsen, der mit einem gefährlichen Schuss aus der Distanz die Aufmerksamkeit von Keeper Schwarz verlangt (11.). Keine 5 Minuten später ist der kleine Spielmacher und Torjäger in einer weitaus besseren Position vor dem TSV-Kasten. „Der kann sich die Ecke aussuchen“, sagt ein SIF-Fan, nachdem der Slesviger Kapitän den Ball am rechten Pfosten vorbei schiebt. Auch Jesper Bahr scheitert wenige Sekunden später an Schwarz, der per Fußabwehr klären kann. In der 22. Minute prüft Jonas Schäfer nach einem Pass von Fabian Feißt Torwart Max Moldenauer.
Jesper Bahr mit 1:0 für SIF
Die Führung für die Gäste resultiert aus einem Fehlpass der Altenholzer. Auf der rechten Seite ist Tammo Rades durch. Seinen Schuss wehrt Schwarz auf die andere Seite ab. Dort im Strafraum steht Jesper Bahr, der den am Boden liegenden Schwarz noch einmal zappeln lässt, den Keeper umkurvt und das nicht unverdiente 1:0 markiert.
Hackentor von Christian Olsiewski
Die nächste SIF-Gelegenheit ist anfangs schon ausführlich beschrieben worden. Kurz vor der Pause gelingt den Gastgebern dann ein wichtiger und wunderschöner Treffer zum 1:1. „Ich war schon so weit vorne. Das ging nicht anders“, lachte Christian Olsiewski nach dem Spiel über sein Tor des Monats in der Luft schwebend mit der Hacke nach halbhoher Flanke von Mats Ellwanger.
Fabian Feißt: Übung macht den Meister
Die Halbzeitpause tut Slesvig IF nicht gut. SIF offenbart große Lücken in der Defensive und es herrscht gleich Alarmstufe rot. Zwei Mal (47., 49.) ist es der auf die Reise geschickte Fabian Feißt, dem die Führung für den TSV nicht gelingt. Beim ersten Mal scheitert der kleine Mittelfeldstratege mit Potenzial für mehr als Landesliga mit einem Schuss an Moldenhauer. Beim zweiten Versuch schlenzt Feißt den Ball an Torwart und langem Pfosten vorbei.
Knapp eine Viertelstunde später, die Partie hat sich vor den Toren, aber nicht zwischen den Boxen, beruhigt, hat sich das Üben für Feißt gelohnt. Dieses Mal auf der rechten Seite zum insgesamt dritten Mal alleine vor Keeper Max Moldenhauer – mit einem SIF-Fehlpass eingeladen – drischt die Nummer 10 den Ball hoch links zum 2:1 ein.
Grundtugenden stimmen beim TSV Altenholz
Der TSV Altenholz, der nach dem Seitenwechsel in den Grundtugenden ein größeres Plus hat, nutzt schnell die Verunsicherung und Fehler der Gäste aus. Jonas Schäfer knallt den Ball von der Strafraumgrenze gnadenlos rechts oben in den Winkel zum 3:1 ein. Slesvig IF versucht weiterhin spielerisch das Comeback. Aber die auf den Punkt fokussierte und mit viel Leidenschaft kämpfende Elf von Ole Jacobsen lässt nichts anbrennen. Mit dem 4:1 durch Schäfer, nach einem Foul von Sabastian Zamanakos an Feißt, per Elfmeter ist der Drops gelutscht.
„Wir sind im Abstiegskampf total angekommen“
„Wir sind im Abstiegskampf total angekommen. Die Mannschaft ist einfach viel zu grün hinter den Ohren. Das müssen wir jetzt irgendwie versuchen, wegzutrainieren. Aber da brauchen wir halt Zeit und Geduld. Und das haben wir nicht“, analysierte Finn Petersen und schränkte gleich ein, „zumindest keine Zeit.“
TSV Altenholz: Raus aus dem Graus
Raus aus dem Graus mit drei Siegen in Folge ist damit der TSV Altenholz. Dem 5:1 gegen Jevenstedt und 1:0 bei Stjernen Flensborg lässt das Jacobsen-Team ein 5:2 gegen Slesvig IF am 9. Spieltag folgen. Damit klettern die Altenholzer auf Tabellenplatz 11. Nachdem nach dem 0:3 beim Tabellenletzten Frisia Risum-Lindholm am 6. Spieltag die Rote Laterne in der Randgemeinde von Kiel leuchtete.
Slesvig IF im Sinkflug
Den umgekehrten Weg nimmt derzeit Slesvig IF: 2:3 bei Stjernen Flensborg, 0:4 gegen Dörpum, 1:3 gegen den TSV Klausdorf und nun ein 2:5. Coach Finn Petersen hat Recht.
Beste Spieler auf Seiten des TSV Altenholz sind Jonas Schäfer, der nicht nur zwei Tore erzielt, sondern auch ordentlich Defensiv-Meter für die Mannschaft macht. Das gilt auch für Mats Ellwanger auf der rechten Seite, der zwei Tore vorbereitet. Im Defensiv-Zentrum macht Christian Olsiewski nicht nur beim Toreschießen eine gute Figur. Nicht zu vergessen Keeper Jorris Schwarz, der nicht nur den Elfmeter hält.
Bei Slesvig IF ist Cedric Nielsen einer der auffälligsten Akteure, auch wenn dem Torschützenkönig der letzten Saison (33 Tore) nicht alles gelingt. Zudem Tammo Rades, der als einziger Sechser in der zweiten Halbzeit aber von einigen Mitspielern im Stich gelassen wird.
Stimme zum Spiel
TSV Altenholz: Schwarz – Baesler, Leip, Bodendorf (36. Eckey), Langnau – Olsiewski, Hunze (90. Spliedt) – Ellwanger (69. Moussa), Feißt, Dillon Otto (59. Theel) – Schäfer (83. Bansemer).
Trainer: Ole Jacobsen.
Slesvig IF: Moldenhauer – Paulsen (82. Geertz), Zamanakos, Koch, Rusch – Rades – Patrick Nielsen (70. Bieck), Cedric Nielsen, Wasielewski (80. Verner), Bahr – Meyran (67. Hagge).
Trainer: Finn Petersen.
SR: Bozidar Macic (Eckernförder SV). Hatte ein schwierig zu leitendes Spiel. So eine Partie dann fehlerfrei zu moderieren, ist nicht möglich.
Ass.: Tarek Dafay, Dr. Carsten Füg.
Zuschauer: 100.
Bes. Vorkommn.: Jasper Schwarz (Altenholz) hält Elfmeter von Cedric Nielsen (42., Slesvig).
Tor: 0:1 Jesper Bahr (33.), 1:1 Christian Olsiewski (44.), 2:1 Fabian Feißt (63.), 3:1 Jonas Schäfer (67.), 4:1 Schäfer (76., FE), 4:2 Christoph Hagge (93., HE), 5:2 Alexander Theel (95.).