Bittere 1:6-Demontage für den Heider SV gegen Kieler Jungprofis

von Olaf Wegerich

Holstein Kiel II, hier der überragende zweifache Torschütze Ikem Ugoh gegen Christopher Buchtmann, überspringt die hohe Hürde Heider SV mit Leichtigkeit. © 2025 Volker Schlichting


Bruchlandung für den Heider SV. Deutlich mit 1:6 (0:4) kamen die Dithmarscher im mit Spannung erwarteten vermeintlichen Spitzenspiel vor knapp 650 Zuschauern im HSV-Stadion an der Meldorfer Straße gegen die U23 von Holstein Kiel unter die Räder. Bereits zur Halbzeit war das einseitige Spiel, das aus Sicht der Gastgeber einige Schwachstellen schonungslos offenlegte, früh entschieden. Durch den deutlichen Auswärtserfolg haben die Gäste vorerst die Tabellenspitze übernommen, können aber am Sonntag noch vom SV Todesfelde und SV Eichede überholt werden. Der Heider SV fällt nach der Niederlage auf den 4. Platz.

Frühes Eigentor von Storb bringt Kieler Führung

Die Gastgeber, die mit einer Dreierkette ins Spiel gegangen waren, erwischten in den ersten Minuten zunächst einen guten Start und kombinierten gefällig. Die Kieler Jungprofis überstanden aber diese kurze Drangphase der Gastgeber mit Chancen für Mathis Harms und Mika Kieselbach, die im Gewühl jedoch geblockt werden konnten, unbeschadet und konnten nach einer scharfen Hereingabe von Felix Boelter die Heider Abwehrchef Patrick Storb (7.) mit dem Kopf unglücklich in das eigene Tor verlängert früh in Führung gehen. Während die Gastgeber in der Vergangenheit zumeist bei Standardsituationen glänzten und häufig zu Treffern kamen, war es diesmal genau andersrum.

Patrick Storb (Heider SV) kommt nicht an den Ball. Keeper Lio Rothenhagen (Holstein Kiel II) boxt das Leder aus der Gefahrenzone.  © 2025 Volker Schlichting
Patrick Storb (Heider SV) kommt nicht an den Ball. Keeper Lio Rothenhagen (Holstein Kiel II) boxt das Leder aus der Gefahrenzone. © 2025 Volker Schlichting

Heide bei Standards anfällig

Jeder Standard der Gäste, die auch nach dem nie für möglich gehaltenen Abstieg aus der Regionalliga weiter unter Profibedingungen arbeiten und damit dem Rest der Liga, der mehr oder weniger aus Feierabendfußballern besteht, um Längen überlegen sind, war brandgefährlich. Schade, dass die Kieler in der letzten Saison ihr Potenzial nicht abrufen konnten. So verspricht der Titelkampf in der Oberliga unter ungleichen Voraussetzungen schon jetzt wenig Spannung und die Liga hatte einen zusätzlichen Absteiger zu verkraften.

Zwei Gegentore nach Eckbällen in fünf Minuten

So sind es zwei Gegentore nach Eckbällen, die noch vor der Pause den Heider SV gegen die Jungstörche entscheidend ins Hintertreffen bringen. Beim ersten Treffer hatte Felix Boelter gefühlvoll auf den ersten Pfosten geflankt, wo der einlaufende Ikem Ugoh (23.) trotz Manndeckung ungehindert ins lange Eck einköpfen konnte.

Hamza Muqaj (Holstein Kiel II) sucht die Lücke in der Heider Defensive. © 2025 Volker Schlichting
Hamza Muqaj (Holstein Kiel II) sucht die Lücke in der Heider Defensive. © 2025 Volker Schlichting

Boelter glänzt als dreifacher Vorbereiter

Auch der dritte Treffer der Gäste gegen schläfrige und unsortierte Gastgeber war nahezu identisch. Wieder kam die Ecke von Boelter, der damit die ersten drei Kieler Treffer allesamt vorbereitet hatte, und wieder war es Ugoh (29.), der mit einem schönen Kopfball auf 3:0 erhöhen konnte.

Verunglückter Rückpass von Reimers bringt den vierten Gegentreffer

Kurz nach dem dritten Gegentreffer folgt der nächste Tiefschlag für die Gastgeber, der zu einem Tor für die Kieler führt. Nach einem verunglückten Rückpass von Thede Reimers und einer Balleroberung durch Jordan Winter legte der Kieler quer auf den einlaufenden Luca Prasse (34.), der den vierten Treffer für die Mannschaft von Trainer Willi Weiße erzielen konnte.

Jungstörche gnadenlos effektiv

Obwohl die Gäste im ersten Durchgang keineswegs ein Offensivfeuerwerk abbrannten, erwiesen sich die Jungstörche als eindeutig cleverer und brutal effizient im nahezu hundertprozentigen Ausnutzen ihrer wenigen Torchancen.

Jannis Hinz (Heider SV) verfolgt von Cengizhan Koc (Holstein Kiel II).  © 2025 Volker Schlichting
Jannis Hinz (Heider SV) verfolgt von Cengizhan Koc (Holstein Kiel II). © 2025 Volker Schlichting

Heide kommt mit frischem Mut aus der Kabine

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann noch einmal deutlich entschlossener und hatte fünfzehn ganz starke Minuten, in denen Kapitän Jonah Gieseler (52. und 56.) zweimal am aufmerksamen Lio Rothenhagen im Kieler Tor scheiterte.

Jorden Winter trifft per Abstauber

Mitten in die Drangperiode der Gastgeber fällt dann der fünfte Treffer für die Gäste. Der bei allen Gegentoren chancenlose Eric Gründemann kann zunächst einen Distanzschuss von Luca Prasse aus gut zwanzig Metern schön zur Seite abwehren, aber den Abpraller verwandelt Jordan Winter zum 0:5 für die Gäste.

Steffen Neelsen (Heider SV) versucht, Jorden Winter (Holstein Kiel) vom Ball wegzudrücken. © 2025 Volker Schlichting
Steffen Neelsen (Heider SV) versucht, Jorden Winter (Holstein Kiel) vom Ball wegzudrücken. © 2025 Volker Schlichting

Assist von Buchtmann beim Ehrentreffer durch Fleige

Der zur Halbzeit für Manuel Lorenzen eingewechselte Christopher Buchtmann ist dann mit einer Flanke aus dem Halbfeld, die Hendrik Fleige (82.) mit einem schönen Kopfballtreffer zum 1:5 vollendet, zumindest noch am Ehrentreffer der Gastgeber, die sich im zweiten Abschnitt deutlich besser verkaufen, beteiligt.

Louis Köster verwandelt Foulelfmeter zum 1:6-Endstand

Nur zwei Minuten später bekommen die Gäste nach einem Foul von Yusef Abdelrahman an Boelter einen Foulelfmeter zugesprochen, den Louis Köster (84.) sicher zum 1:6-Endstand verwandelt. Bei den extrem effektiven Gästen, die keine Schwachstellen offenbarten, ist die Leistung Ikem Ugoh hervorzuheben, der eine große Dynamik in seine Aktionen zeigte.

„Für mich ist wichtig herauszustellen, dass wir keinesfalls schwindelig gespielt wurden. Das erste Gegentor war ein Eigentor. Beim zweiten und dritten Gegentor verteidigen wir bei Standardsituationen total amateurhaft – das, was uns eigentlich immer ausgezeichnet hat, die Standardsituationen. Beim vierten Gegentreffer geht ein Fehler im Aufbauspiel von Thede Reimers voraus, wo wir auch danach noch zupacken können. Wir hatten gute Ansätze dabei, aber es fehlte uns dann auch an Zielstrebigkeit, an gewonnenen Eins-zu-eins-Situationen, gerade in der Offensive, und an der Handlungsschnelligkeit. Da war es, was uns Kiel an dem Tag einen Schritt voraus war und auch verdient gewonnen hat“, kommentierte Heides Coach Markus Wichmann die Niederlage.

Stimmen (Pressekonferenz)

Willi Weiße (Trainer Holstein Kiel II)
Markus Wichmann (Trainer Heider SV)
Pressekonferenz – Fragen an die Trainer

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