Das 1:0 gelingt Marvin Blümke (SpVg Eidertal Molfsee). Rechts der ehemalige Eidertaler Christoph Kahlcke (VfR Neumünster). © 2025 Ismail Yesilyurt
Ganz im Zeichen des Abstiegskampfs stand die Oberligapartie zwischen dem 14., dem ersten regulären Abstiegsplatz, Aufsteiger SpVg Eidertal-Molfsee, und den Rasensportlern aus Neumünster, die vor dem Spiel als 12. zwar auf einem formalen Nichtabstiegsplatz rangierten, aber nach dem Tabellenstand in der Regionalliga wird diese Platzierung wohl auch kaum für den Klassenerhalt reichen.
Eidertal ohne drei in der Innenverteidigung
Eidertal-Coach Patrick Herrmann musste in dieser wichtigen Partie gleich auf drei Innenverteidiger verzichten. Da sowohl Livius Höckendorff, Christian Alberts als auch Tom Braesch aus unterschiedlichen Gründen ausfielen, rückte Tom Wüllner neben dem gesetzten Tobias Foelster in die Innenverteidigung. Luca Aouci begann dafür nicht wie gewohnt auf Rechtsaußen, sondern nahm Wüllners Rolle auf der „10“ ein. Beim VfR fehlten weiterhin Berk Akcicek sowie der in der Vorwoche verletzt ausgewechselte Kevin Schulz. Dafür saß nach sieben Monaten Verletzungspause erstmals wieder Nikola Prom im Aufgebot und kam in der Nachspielzeit noch zu seinem Comeback.

Eidertal bestimmt die Partie
Während die gut eingestellten Molfseer ganz schnell im Spiel sind, erkennen die zahlreichen Gästefans ihre Elf gegenüber den letzten Spielen zunächst nicht wieder. Fast alle Zweikämpfe im Mittelfeld gehen verloren, vorne sieht man kein Land. Und auch hinten sind die Schnittstellen zu groß. Über links kann Louis Schütt den Ball auf Aouci durchstecken, Innenverteidiger Radovan Karaman kommt zu spät und trifft Aouci an der Hacke. Elfmeter, zusätzlich Gelb für Karaman, da vertretbar als Notbremse gewertet.
Newe hält Wüllner-Strafstoß
Tom Wüllner tritt an. Er schickt Newe in die Ecke, doch sein Chip in die Tormitte ist etwas zu scharf. So ist Newe noch nicht ganz weg und rettet turnerisch wertvoll in einem Meter Höhe per Fußabwehr (10. Minute).
Herrmann-Schützlinge vom Fehlschuss unbeeindruckt, Gelb-Rot für Neumünsters Karaman
Doch am Spiel ändert sich nichts. Weiter steht die Veilchen-Defensive unter Dauerdruck. Und nachdem der bereits beim Elfmeter verwarnte Youngster Radovan Karaman sich auf einen handgreiflichen Disput mit Schütt einlässt (für beide Gelb = Gelb-Rot für Karaman), ist der Gast aus Neumünster nur noch zu zehnt (20.). Trainer Danny Cornelius opfert nun Rechtsaußen Jordan Marquardt und bringt Tom Becker (24.) als Innenverteidiger neben den heute wieder überragenden Kenny Korup.
Marvin Blümke trifft zum hochverdienten 1:0-Pausenstand
Nun ist es erst recht mehr oder weniger ein Spiel auf ein Tor. Der VfR kann sich nur durch lange Bälle befreien, doch Kastriot Alija und Ola Adesanya werden durch die – wie schon im letzten Heimspiel gegen Eichede – starke Eidertaler Defensive komplett kontrolliert. Durch die beiden ewigen Eidertaler kommt Molfsee zur Führung. Nach Vorarbeit von Mirko Schöning erzielt Marvin Blümke das überfällige 1:0 (33.). Blümkes zweites Oberligator – schon in der Grümmi-Arena hatte er im Hinspiel beim 4:3-Sieg Eidertals getroffen. Schade, dass die beiden erst im Spätsommer bzw. Herbst ihrer Karrieren mit Eidertal Oberliga spielen können.

Bis zur Halbzeit hat auch Molfsee keine Großchance mehr, geht aber tonangebend mit Überzahl und 1:0-Führung in die Pause. Mika Mohr hatte erst in der 45. Minute nach einer Flanke von Nick Neca erstmals eingreifen müssen.
Herrmann wechselt in der Halbzeit Personal, der VfR die Einstellung
In der Halbzeitpause wechselt Eidertals Coach Patrick Herrmann. Für den Gelb-Rot-gefährdeten Marcel Wasielewski kommt Sebastian Klimmek. Wasielewski hatte per Flugeinlage einen schnell ausgeführten Freistoß von Christoph Kahlcke gelb-bestraft blockiert und anschließend nochmal „Hand“ gespielt. Klimmek geht ins Sturmzentrum, Aouci wechselt auf seine angestammte Rechtsaußenposition. Um es vorwegzunehmen: Das bekam dem Eidertaler Spiel nicht besonders gut.
Der VfR kam mit gleichem Personal, aber mit einer ganz anderen Einstellung aus der Pause zurück. Der Kampf wurde plötzlich angenommen, jetzt auch Zweikämpfe gewonnen, selbst die Initiative ergriffen.
2:0 wiegt Molfsee zu früh in Sicherheit
Mit der ersten Gelegenheit in der zweiten Hälfte erhöht Louis Schütt zum 2:0 (52.). Einen langen Ball hatte Newe noch geklärt, doch den Rebound holte sich der trotz defektem Kreuzband ganz stark spielende Mirko Schöning und bediente über 30 Meter direkt Schütt, der eng an der Abseitsgrenze stehend direkt ins Tor traf (52.).

Veilchen drehen auf und erzwingen Anschluss
Doch ab diesem Zeitpunkt ist es ein anderes Spiel. Plötzlich bestimmt der Gast das Spiel. Christoph Kahlckes Direktabnahme (54., der erste VfR-Abschluss überhaupt) wird von Foelster gerade noch geblockt. Die Ecke wird abgewehrt, doch der VfR bleibt dran. Alija geht an Kristen vorbei, der direkt im 180-Grad-Winkel von hinten Alija umgrätscht. Kristen bekommt Gelb. Korups anschließender Freistoß wird wieder zur Ecke abgewehrt. Ilir Serifi tritt die Ecke, Eidertals Keeper Mika Mohr kommt nicht ran, Nick Neca verlängert ins Tor, nur noch 2:1 (56.).
Jetzt schwimmt die Heimelf. Serifi verfehlt aus sechs Metern das leere Tor (62.). Eidertal findet trotz Überzahl die sich bietenden Räume nicht. Aouci kommt außen gegen seinen früheren Eidertaler B-Jugend-Mannschaftskameraden Kahlcke nicht so richtig zur Geltung, routiniert hilft Korup bei Bedarf bei der schweren Aufgabe der Neutralisierung Aoucis. Vorne kann Molfsee keine Bälle mehr festmachen. „Man hatte nicht das Gefühl, dass wir Überzahl hatten“, so Schöning nach dem Schlusspfiff.
Cornelius geht All-in: Rasensport im 3-3-3
Dann geht Cornelius ins Risiko. Torschütze und Rechtsverteidiger Neca wird durch Sturmtank Christopher Kramer ersetzt. „Ab da wurden wir von drei Ausnahmestürmern angelaufen, damit kamen wir gar nicht zurecht. Schon war die Verunsicherung da“, so analysierte sich Eidertals erfahrener Linksverteidiger Nico Bruns sehr treffend.

Nach 79 Minuten kommt Serifi zentral ziemlich unbedrängt aus 15 Metern zum Abschluss, schnibbelt den Ball aber am Winkel vorbei.
Eidertal kontert, nutzt aber Standards nicht
Nur gelegentlich kommt die Heimelf mal zu Entlastungsangriffen. Nach Rasgeles Monstergrätsche gegen Schütt (83.) kann Rasgele von Glück sagen, dass Schütt geistesgegenwärtig hochspringt und kaum getroffen wird. Trotzdem klarer Freistoß und natürlich Gelb. Riesenprotest seitens Rasgeles – das hätte auch mit Gelb-Rot bestraft werden können. Aber gesperrt ist Rasgele im nächsten Spiel trotzdem: Gelbe Karte Nr. 5 – daher auch sein Frust. Wüllners anschließender Freistoß von der Strafraumkante bereitet Newe keine Mühe.
Lennart Kunde lässt Vorteil laufen – Vorteil für alle Beteiligten
Vor allem über links kommt der VfR immer wieder durch. Zunächst hat Schöning Glück (87.), dass Schiri Lennart Kunde seinen Klammergriff an Alija, der auch durch Schönings griechisch-römische Einlage nicht zu bremsen ist, nicht sofort als Notbremse wertet, sondern erst im Nachhinein Gelb gibt. Doch Kunde hat zu Recht Vorteil laufen lassen. Alija wird zwar noch geblockt, doch Adesanya erkämpft sich entschlossen den zweiten Ball, setzt sich an der Grundlinie durch. Seine Flanke grätscht der inzwischen eingelaufene Alija am zweiten Pfosten ins Tor (2:2, 88.).
Bruns rettet gegen Adesanya Punkt für Eidertal
In der Nachspielzeit verhindert Nico Bruns im Eins-gegen-eins gegen Adesanya mit all seiner Routine einen letzten Abschluss des Gastes. So bleibt es in einem denkwürdigen Spiel bei der Punkteteilung.
Quo vadis…
…gilt nach diesem Spiel für beide Teams. Eidertal hätte in Überzahl und eigener 2:0-Führung den Sieg unbedingt nach Hause schaukeln müssen. Mit dem Remis wird der Klassenerhalt immer unwahrscheinlicher.

…Rasensport bleibt nach der Winterpause zwar weiter ungeschlagen, der Abstieg rückt trotzdem immer näher. Nach dem Sieg des TSB Flensburg ist die Elf wieder auf Rang 13 abgerutscht.
VfR: Welche Elf spielt nächste Woche?
Ganz bitter für Lila-Weiß: Mit Karaman (Gelb-Rot), Serifi und Rasgele (beide heute 5. Gelbe Karte) fehlen dem VfR am nächsten Wochenende gegen Oldenburg gleich drei unersetzbare Stammkräfte. Man darf gespannt sein, wie Trainer Danny Cornelius dieses Problem lösen wird.
Stimmen zum Spiel
SpVg Eidertal Molfsee: Mohr – Kristen (88. Celik), Fölscher, Wüllner, Bruns – Wasielewski (46. Klimmek), Schöning (90./+2), Wiegand, Blümke (73. Gutzeit) – Aouci, Schütt.
Trainer: Patrick Herrmann.
VfR Neumünster: Newe – Neca (66. Kramer), Korup, Karaman, Kahlcke – Marquardt (24. Becker), Rasgele, Mehmeti, Serifi – Adesanya (90./+2 Prom), Alija.
Trainer: Danny Cornelius.
SR: Lennart Kunde (TSV Kappeln).
Ass.: Finn Dettmer, Daniel Feil.
Z.: 175.
Gelb-Rote Karte: Radovan Karaman (20.).
Bes. Vorkommn.: Christopher Newe (VfR) hält Foulelfmeter von Tom Wüllner (10.).
Tore: 1:0 Marvin Blümke (33.), 2:0 Louis Schütt (52.), 2:1 Nick Neca (56.), 2:2 Kastriot Alija (88.).