Heider SV gewinnt 3:1 in Reinfeld, verliert aber Jonah Gieseler

von Olaf Wegerich

Jonah Gieseler (Heider SV) mittendrin im Geschehen. Zusammen mit Christoph Böckelmann (Preußen Reinfeld) und Preußen-Torwart Matthies Meyer.© 2025 Volker Schlichting


Der Heider SV hat den Anschluss an die Spitzengruppe in der Flens-Oberliga wiederhergestellt. Beim Tabellenletzten SV Preußen Reinfeld konnten die Dithmarscher einen schwer erkämpften 3:1 (3:0)-Auswärtserfolg einfahren. Doch der vierte Auswärtserfolg der Saison war durch eine höchst umstrittene, glatte rote Karte gegen Kapitän Jonah Gieseler vor den Wochen der Wahrheit, wenn es nacheinander gegen den Spitzenreiter SV Todesfelde, den Zweiten SV Eichede sowie den bärenstarken Aufsteiger Phönix Lübeck II geht, mehr als teuer erkauft. Durch den Dreier konnte der Rückstand auf den SV Eichede auf drei Zähler verkürzt werden.

Doch die Personalnot beim Heider SV wird immer größer. Am Donnerstag verletzte sich im Training der zweite Torhüter Bennit Rohloff und zog sich einen Fingerbruch zu. Für ihn stand Co-Trainer Tobias Dau im Ernstfall zur Verfügung. Am Morgen vor der Abfahrt sagten noch kurzfristig Fabian Arndt (Grippe) und Mathis Harms (Erkältung) ab. Damit standen Trainer Markus Wichmann elf Spieler nicht zur Verfügung.

Heider SV mit Blitzstart

Trotz der ungünstigen Vorzeichen erwischten die Gäste am Bischofsteicher Weg in Reinfeld einen optimalen Start. Bereits nach vier Minuten lag der Ball zweimal im Netz der Gastgeber.

Yusuf Abdelrahman mit optimalem Einstand

Bereits nach fünfzig Sekunden hätte der erste Angriff der Dithmarscher zum Erfolg führen können, doch die scharfe Hereingabe von Tarek von Böhlen kann Jonah Gieseler nicht richtig verwerten, und den nicht gut gesetzten Kopfball kann der Reinfelder Torhüter Matthies Meyer zur Ecke abwehren. Doch der zweite Versuch sitzt: Nach dem Eckball von Jannis Hinz steht Yusef Abdelrahman (3.) völlig ungedeckt am zweiten Pfosten und trifft zum Führungstor für die Gäste.

Yusuf Abdelrahman (Heider SV nach seinem 1:0 bei Preußen Reinfeld.© 2025 Volker Schlichting
Yusuf Abdelrahman (Heider SV) nach seinem 1:0 bei Preußen Reinfeld.© 2025 Volker Schlichting

„Das hat er sehr kaltschnäuzig gemacht, da muss aber eigentlich ein Stürmer stehen“, lobte Coach Wichmann den Startelfdebütanten.

Hendrik Fleige mit dem zweiten Treffer


Aber es kommt noch besser denn auch die nächste Angriffsaktion nur 60 Sekunden später führt zum Erfolg. Diesmal ist es Kapitän Jonah Gieseler der sich über die linke Außenbahn schön durchsetzt und butterweich eine Hereingabe ins Zentrum schlägt die dann mit Hendrik Fleige (4.) ein Stürmer zum zweiten Heider Treffer einköpft. Damit ist der Dithmarscher Doppelschlag perfekt.

Fleige schnürt Doppelpack

In der Folge zeigen die Gäste die reifere Spielanlage und kontrollieren Ball und Gegner. Nach einem Eckball schlagen die Standardkönige aus Heide erneut zu. Wieder ist es Jannis Hinz, der die Ecke schlägt, und erneut ist es Hendrik Fleige (17.), der zur Stelle ist, um am zweiten Pfosten den Ball über die Torlinie zu bugsieren.

Wo ist der Ball? Auf jeden Fall gleich im Netz zum 3:0 durch Hendrik Fleige (in schwarz, Heider SV). © 2025 Volker Schlichting
Wo ist der Ball? Auf jeden Fall gleich im Netz zum 3:0 durch Hendrik Fleige (in schwarz, Heider SV). © 2025 Volker Schlichting

Mit der klaren Führung im Rücken ist den bis dahin völlig enttäuschenden und offensiv eher harmlosen Gastgebern erst einmal der Zahn gezogen, denn bis zur Pause kontrolliert Heide das Spiel und kann durch Fleige mit einem Schuss aus spitzem Winkel, den der Torhüter abwehren kann, und durch einen Schuss von Yusef Abdelrahman aus gut 16 Metern, der das Tor nur knapp verfehlt, weitere gute Torgelegenheiten vorweisen. Erst in den letzten zehn Minuten vor der Pause können sich die Gastgeber etwas mehr stabilisieren, doch zwingende Torchancen – bis auf einen Lupfer von Frers über das Tor – können sie sich in dieser guten Phase nicht erspielen.

Patrick Storb verpasst den vierten Treffer

Unmittelbar nach der Pause hätten die Dithmarscher alles klar machen können, doch nach einem erneuten Eckball von Jannis Hinz köpft Patrick Storb (47.) zu zentral, sodass der Reinfelder Torhüter den Ball über die Latte lenken kann.

Umstrittene rote Karte für Gieseler – Linienrichter mit Argusaugen

Dann kommt es in der überaus fairen Partie, die von Heike Leitinger aus dem österreichischen Graz im Rahmen eines internationalen Schiedsrichteraustausches ansonsten völlig störungsfrei geleitet wurde, zu einer höchst umstrittenen Situation, die zumindest auf Heider Seite die Gemüter stark erregte.

Heides Kapitän Jonah Gieseler, als fairer Sportsmann bekannt, soll im Laufduell den Reinfelder Tom Becker mit einem Schlag am Hals getroffen haben. Weder die Schiedsrichterin noch der Linienrichter auf der Spielfeldseite, auf der sich die Situation zugetragen haben soll, hatten etwas bemerkt, aber der Assistent auf der gegenüberliegenden Seite wollte mit Argusaugen einen Schlag an den Hals des Reinfelder Spielers gesehen haben und kontaktierte sofort über den Sprechfunk die Schiedsrichterin, die ohne Zögern Gieseler sofort mit einer roten Karte des Feldes verwies.

„Jonny (Gieseler, d. Red.) ist für mich der fairste Spieler, den es in der Oberliga gibt. Wir haben nach dem Spiel noch einmal den Kontakt zum Schiedsrichtergespann gesucht und wollten uns die Entscheidung erklären lassen. Sie haben sich auch auf ein Gespräch mit uns eingelassen, was ja nicht selbstverständlich ist und was ich ihnen hoch anrechne. Das haben wir schon ganz anders erlebt. Jonah hat mir gesagt, er will sich nach vorne lösen. Da war definitiv kein Schlag.

Marvin Wolf (Heider SV) zwischen Tim Vogel (li.) und Emilio Krück (Preußen Reinfeld). © 2025 Volker Schlichting
Marvin Wolf (Heider SV) zwischen Tim Vogel (li.) und Emilio Krück (Preußen Reinfeld). © 2025 Volker Schlichting

Nach dem Spiel bin ich zum Reinfelder Spieler gegangen und habe ihn gefragt: Kannst du nicht zum Schiedsrichtergespann gehen und ihnen sagen, dass es kein Schlag war? Daraufhin sagte er zu mir, es war nichts Schlimmes, er hätte aber einen Schlag auf den Rücken bekommen. Wir haben uns die Situation noch einmal auf dem Bildschirm angesehen. Da ist klar zu sehen, dass er versucht, sich von seinem Gegenspieler zu lösen. Wir werden gegen die Entscheidung auf jeden Fall Einspruch einlegen. Bei einer 3:0-Führung lässt du dich doch nicht dazu hinreißen“, schildert Heides Trainer Markus Wichmann noch einmal ausführlich seine Sicht der Dinge.

Reinfeld gelingt durch Henk der Anschlusstreffer

In Überzahl wittern die Gastgeber noch einmal ihre Chance und können nur zwei Minuten später nach einem Angriff über die rechte Seite durch Timon Henk (60.) auf 1:3 verkürzen. „Da hat bei uns die Umstellung noch nicht gepasst“, haderte Wichmann mit dem viel zu schnellen Gegentreffer.

So hatten die Dithmarscher noch fordernde 30 Minuten zu überstehen, in denen die Reinfelder „druckvoller und giftiger in den Zweikämpfen agierten“, wie der Heider Coach hervorhob. Doch bis auf eine brenzlige Situation nach einem Standard, als sich die Gäste drei- oder viermal erfolgreich in die Schüsse warfen, um dann durch Patrick Storb final zu klären, wurde es selten gefährlich.

Patrick Storb (Heider SV) bereinigt diese Szene gegen Christoph Böckelmann (Preußen Reinfeld) per Kopf. © 2025 Volker Schlichting
Patrick Storb (Heider SV) bereinigt diese Szene gegen Christoph Böckelmann (Preußen Reinfeld) per Kopf. © 2025 Volker Schlichting

Extralob für Abdelrahman

Nach dem schwer erkämpften Sieg hatte Trainer Markus Wichmann noch ein Extralob für Yusef Abdelrahman parat: „Der Junge hat ein starkes Spiel gemacht. Den Startelfeinsatz hat er sich durch gute Trainingsleistungen verdient und immer Vollgas gegeben.“

„Trotzdem hoch verdient gewonnen“

Zum Spiel sagte Wichmann: „In der ersten Hälfte waren wir spielerisch und optisch überlegen. Das war vielleicht bis auf die letzten zehn Minuten ein Spiel auf ein Tor. In der zweiten Hälfte hatte Reinfeld dann in Überzahl viel Ballbesitz und gezeigt, dass sie nie aufgeben oder aufstecken. Wir haben dann auf Konter gespielt. Souverän sieht anders aus, aber wir haben trotzdem hoch verdient gewonnen.“

Bei Christopher Buchtmann rechnet Wichmann noch mit einem Ausfall von drei bis vier Wochen. Bei Torhüter Erik Gründemann könnte es sogar so weit kommen, dass er wegen beruflicher Verpflichtungen bis zur Winterpause weiter nicht zur Verfügung stehen wird.

Wichmann vertraut dem SHFV auf ein gerechtes Urteil

Bei der Personalie Jonah Gieseler hat Wichmann die Hoffnung auf ein gerechtes Urteil noch längst nicht aufgegeben und vertraut den Verantwortlichen beim SHFV: „Es würde dem Verband in der Außendarstellung ja viel höher angerechnet werden, wenn sie die Entscheidung zurücknehmen, anstatt sie einfach durchzuziehen.“

Stimme zum Spiel

Hannes Nissen (Geschäftsführer Heider SV GmbH)

ähnliche Artikel

Consent Management Platform von Real Cookie Banner