Das Tor zum Klassenerhalt durch Kevin Schulz (li.) für den VfR Neumünster. © 2025 Olaf Wegerich
Knisternde Spannung vor dem Anpfiff in der Neumünsteraner Grümmi-Arena. Das Abstiegs-Endspiel hatte nochmal die Anhänger beider Teams mobilisiert. Die 388 Zuschauer bedeuten zum Finale aber keinen Saisonrekord, untermauerten aber die Position des VfR als Nr. 1 in Neumünster in Bezug auf den Zuschauerzuspruch, obwohl der PSV als Tabellendritter sportlich klar die führende Mannschaft in Europas ehemaliger Textilhochburg ist.
Viele Ausfälle
Wie berichtet, musste Rotenhofs scheidender Coach Hans-Hermann Lausen nicht nur auf die gesperrten Moritz Gersteuer und Dennis Bienwald verzichten, sondern auch auf die verletzten Felix Ploog, Kenneth Traulsen und Justin Engemann. Leon Rathmann war dagegen noch rechtzeitig fit geworden.
Mr. Zuverlässig Olamide Adesanya fehlt erstmals seit fünf Jahren
Rasensport musste aus seiner aktuellen Stammelf auf den im letzten Spiel beim PSV schwerer verletzten Ola Adesanya verzichten. Damit fehlte Adesanya erstmals seit 2020 (!) in einem Spiel seiner bisherigen Teams. Für ihn rückte Christopher Kramer in die Startelf.

Rasgele, Serifi und Alija dabei
Außerdem kehrte der zuletzt gesperrte Murat Rasgele in die Startelf zurück, für ihn musste Nikola Prom auf die Bank. Tom Becker, der am letzten Wochenende bei seiner Einwechslung in der Schlussphase gleich wieder verletzt raus musste, war ebenso wenig im Aufgebot. Dafür meldete sich der beim PSV mit einer Schulterprellung ausgeschiedene Ilir Serifi genauso wie Kastriot Alija einsatzbereit zurück.
VfR-Trainer Danny Cornelius mit taktischer Veränderung
Rasensport begann mit Dreierkette in durchaus überraschender Aufstellung. Kenny Korup rückte auf die linke Außenbahn vor, um mit seiner Physis die offensive Durchschlagskraft zu erhöhen. Als das dann nicht wie erwartet funktionierte, stellte Cornelius schnell wieder auf die bewährte Viererkette um.
Abstiegskampf? Ja, aber superfair
Angesichts der Brisanz des Spiels entwickelte sich ein unglaublich faires Spiel, bei dem der Respekt beider Mannschaften vor dem Gegner deutlich zu sehen war. Rotenhof, das sich ja eine Niederlage mit zwei Toren leisten konnte, wartete verständlicherweise erst mal ab. Und auch der VfR wollte deutlich sichtbar nicht ins offene Messer laufen.
Rasenschach
So entwickelte sich ein absolut ausgeglichenes, taktisch geprägtes Match, zunächst ohne viele Höhepunkte. Los ging es damit erst nach einer halben Stunde. Nach einem Steilpass von Kevin Schulz hatte Kastriot Alija den ersten Riesen für den VfR (30.) aus halbrechter Position, schoss aber am langen Eck vorbei.
Florian Kuklinski mit drei guten Möglichkeiten vor der Pause
Ab der 40. Minute gab plötzlich Rotenhof den Ton an. Zunächst kam Kuklinski nach einem missglückten Befreiungsschlag des VfR im Fünfmeterraum nach einer Rotenhof-Ecke aus Nahdistanz zum Kopfball, Christopher Newe rettete unglaublich stark, den Abpraller holte Christoph Kahlcke per Kopf noch so eben von der Linie. Nur eine Minute später ist Kuklinski nach einem Fehlpass des VfR im Aufbau und genialem Felix-Knuth-Pass halbrechts frei vor Newe, der jedoch Sieger bleibt. Und als nach Vorarbeit über Rechtsaußen durch Mika Flindt und Mats Henke wieder Kuklinski (45.) per Seitfallzieher knapp verzieht, ist Rasensport mit dem 0:0 zur Halbzeit gut bedient.
VfR unter Zugzwang
Während Rotenhof sich von vornherein eine Niederlage mit zwei Toren leisten konnte, ist Rasensport nach den Halbzeitergebnissen unter Zugzwang. Zum Klassenerhalt muss ein Sieg her. Entsprechend ambitioniert kommt Rasensport aus der Kabine. Ilir Serifi schießt aus 18 Metern nach Vorarbeit von Kastriot Alija knapp vorbei (47.). Alija kommt nach Zweikampf mit dem robusten Lennard Hansen im Strafraum zu Fall (50.) – kein Elfmeter, Rempeln mit der Schulter ist erlaubt.
Rotenhof geht nach Ecke in Führung (58.)
Die dritte Ecke nach der Halbzeit nutzt dann der TuS mit seiner bewährten Standardstärke zum 0:1 (58.). Christian Schrum schlägt auf den zweiten Pfosten, Kuklinski kreuzt mit Henry Grothkopp, hat die Lufthoheit und bringt den Ball wieder zurück auf den kurzen Pfosten, wo Kapitän Felix Knuth mühelos aus Nahdistanz zum 0:1 einschiebt. Riesengroßer, befreiender Jubel bei den Gästen und den 116 Rotenhofer Fans, die an der eingerichteten Gästekasse Eintritt zahlten.
Rasensport gibt nicht auf
Für die Heimelf von Danny Cornelius sieht es jetzt böse aus. Zu diesem Zeitpunkt droht der Absturz auf den direkten Abstiegsplatz. Bei Rotenhof kehrt dagegen eine gewisse Leichtigkeit ein: Mit drei Toren verliert man hier nicht mehr!

Kramer und Alija – Lebensversicherung für die Veilchen
Nun ist der VfR gefordert. Trainer Cornelius bezeichnete nach Spielschluss den Rückstand als Weckruf zur rechten Zeit. Alles oder nichts. Nach einem Einwurf auf der linken Seite behauptet Christopher Kramer mit all seiner Routine die Kugel, legt ab auf den langen Pfosten. Alija ist da, und es heißt 1:1 (66.).
Auch der VfR kann Ecken
Nach der nächsten VfR-Ecke (73.) durch Serifi ist es Kevin Schulz, der per Kopf Rasensport in Führung bringt. Keine Chance für den bärenstarken Ex-Bargstedter Tobias Quincke im Rotenhofer Kasten. Emotionen pur auf Seiten der VfR-Fans und auch beim Team auf dem Platz.
Fight geht weiter …
Nach diesem Treffer wird zunächst noch knapp zehn Minuten weiter verbissen auf beiden Seiten leidenschaftlich, aber nach wie vor äußerst fair gekämpft.
… aber dann wird gerechnet
Als dann Mats Henke nach 81 bärenstarken Minuten von Hermi Lausen – ein Zeichen? – ausgewechselt wird, erkennt sein darob sichtlich erleichterter, bis dahin hart geforderter direkter Gegenspieler Kahlcke sofort die Zeichen und schaltet um. Seine Mitspieler hören sein Signal: Verwalten, Ball in den eigenen Reihen halten, no risk, aber dafür viel fun! Das Ergebnis reicht nach den Spielständen auf den anderen Plätzen für beide. Die Rotenhofer gehen sofort darauf ein, laufen nur noch halbherzig an.

So bleibt es zur sichtlichen Freude aller Beteiligten beim 2:1. Auch der ganz starke Schiedsrichter Chris Olimsky hat für alle Verständnis und pfeift pünktlich ab – der Beginn der Klassenerhaltsfeierlichkeiten auf beiden Seiten.
Stimmen zum Spiel
VfR Neumünster: Newe – Neca (88. Prom), Karaman, Kahlcke – Rasgele, Schulz, Mehmeti (75. Akcicek), Serifi, Korup – Alija, Kramer.
Trainer: Danny Cornelius.
TuS Rotenhof: Quincke – Sierks, Hansen, Pioch, Rathmann (70. Nick-Ole Lehmann) – Schrum – Henke (81. L. Traulsen), Knuth, Grothkopp, Flindt – Kuklinski.
Trainer: Hermi Lausen.
Schiedsrichter: Chris Olimsky.
Assistenten: Sebastian Behrens, Matti Peters.
Zuschauer: 388.
Tore: 0:1 (58.) Knuth, 1:1 (66.) Alija, 2:1 (73.) Schulz.