3:3 zwischen VfR Neumünster und TSB Flensburg zu wenig für beide Teams

von Helwig Pfalzgraf

Moshood Adesanya trifft zum 3:2 für den VfR Neumünster. © 2025 Olaf Wegerich


Pünktlich am Sonntag endete nicht nur die Winterzeit, sondern auch die März-Trockenheit mit viel zu wenig Niederschlag war vorbei. In der Grümmi-Arena trafen bei erfrischenden Bedingungen die heimischen Rasensportler auf den Turn- und Sportbund aus Flensburg. Für beide Teams ging es um wichtige Punkte im dramatischen Oberliga-Abstiegskampf.

VfR mit wenigen, aber empfindlichen Ausfällen

Beim VfR musste der am Vorsonntag in Eckernförde beim 3:1-Sieg so starke Berk Akcicek mit Adduktorenproblemen passen. Auch die vermutlich schwerere Verletzung des talentierten Defensiv-Allrounders Matteo Keidel, des U19-Kapitäns, reißt eine empfindliche Lücke in den Kader der Truppe von Danny Cornelius. Die Leistungsträger Kenny Korup und Kevin Schulz gingen mangels anderer Alternativen angeschlagen ins Spiel. TSB-Trainer Jan Hellström musste auf Nahne Paulsen und Jon Jensen verzichten.

TSB-Trainer Jan Hellström. © 2025 Olaf Wegerich
TSB-Trainer Jan Hellström. © 2025 Olaf Wegerich

TSB mit besserem Start

Der Gast aus Flensburg begann hellwach und war sofort im Spiel. Schon nach fünf Minuten hatte man drei Ecken herausgearbeitet, die alle brandgefährlich waren. Und als Felix Stüwe ungestört 30 Meter durchs Mittelfeld marschierte und im Strafraum Hendrik Fleige anspielte, ging dieser im Zweikampf mit Radovan Karaman zu Boden. Schiedsrichter Malte Gerhardt, der gut stand, entschied sofort auf Elfmeter. Nicolas Holtze verlud Newe – 0:1 (8.).

Cornelius’ Elf wacht erst nach 15 Minuten auf

Der VfR ist erst nach einer Viertelstunde präsent. Nach dem Rückstand hat Cornelius reagiert und Kastriot Alija neu positioniert. Lange, einfache Bälle auf Linksaußen – jeweils von Christoph Kahlcke lang die Linie runter – bringen den TSB nun regelmäßig in Bedrängnis. Zunächst scheitert Alija nach Vorarbeit von Ola Adesanya und Ilir Serifi aus sechs Metern am fantastisch reagierenden Ole Rathmann (15.). Doch nach Alijas Alleingang über Linksaußen und Rückpass auf Serifi heißt es 1:1 (26.).

Luca Bracht (vorne, TSB Flensburg) vor Radovan Karaman (VfR Neumünster). © 2025 Olaf Wegerich
Luca Bracht (vorne, TSB Flensburg) vor Radovan Karaman (VfR Neumünster). © 2025 Olaf Wegerich

TSB legt nach

Nun scheint es so, als bekäme Rasensport die Sache in den Griff. Aber Pustekuchen! Der TSB kann auch richtig guten Fußball spielen. Über links kombinieren sich Benett Kwame, Stüwe und Thomas Ravn relativ ungestört bis an den Fünfmeterraum vor. Hendrik Fleige bleibt frei vor Newe eiskalt und schiebt zum 1:2 ein (29.).

Rathmann rettet Führung in die Pause

In der Folgezeit haben die Veilchen etwas mehr vom Spiel. Als sich Adesanya stark gegen den zur neuen Saison zu Nordmark Satrup wechselnden Gianluca Bracht durchsetzt, rettet Rathmann die Flensburger Führung in die Halbzeit.

Kenny Korup (VfR Neumünster) gegen Nicolas Holtze (TSB Flensburg). © 2025 Olaf Wegerich
Kenny Korup (VfR Neumünster) gegen Nicolas Holtze (TSB Flensburg). © 2025 Olaf Wegerich

TSB kommt besser aus der Halbzeit …

Wer gedacht hatte, nach der Pause würde die Heimelf vehement auf den Ausgleich drücken, sah sich zunächst enttäuscht. In der Halbzeit hatte Schulz endgültig passen müssen, für ihn kam Jordan Marquardt und ging auf Rechtsaußen, Murat Rasgele rückte in die Mitte. Der VfR schien sich darüber zunächst sortieren zu müssen. So hatte TSBs William Baxter frei vor Newe das 1:3 auf dem Fuß (49.), scheiterte aber am präsenten 2,02-Meter-Mann im Neumünsteraner Kasten.

… aber dann ist Kastriot Alija on fire

Doch wenig später ist dann auch die Heimelf wieder da. Alija setzt sich halblinks durch, sein 16-Meter-Schuss geht an den Pfosten, den Nachschuss von Serifi kratzt Bracht per Kopf kurz vor der Linie weg (53.). Nach 57 Minuten kommt Alija nach einer Ecke aus 16 Metern zum Abschluss – Latte. Doch nach einer Adesanya-Flanke von rechts wird zwar Serifi noch geblockt, doch Alija staubt ab: 2:2 (59.). Nick Neca verpasst wenig später per Kopf nach einer Serifi-Ecke die Führung. Doch dann ist es wieder Alija, der diesmal auf Rechtsaußen durch ist. Sein Rückpass auf die Sechzehnmeterlinie veredelt Marquardt mit dem ersten Kontakt, indem er auf Adesanya weiterleitet. Der lässt noch seelenruhig einen Verteidiger aussteigen und schiebt dann zur Rasensport-Führung ein (67.).

Luca Bracht (vorne, TSB Flensburg) vor Radovan Karaman (VfR Neumünster). © 2025 Olaf Wegerich
Luca Bracht (vorne, TSB Flensburg) vor Radovan Karaman (VfR Neumünster). © 2025 Olaf Wegerich

TSB-Trainer Jan Hellström reagierte und wechselte zweimal – jedoch zunächst ohne sichtbare Wirkung. Der gefährliche, meist über rechts kommende Kapitän Holtze wird immer wieder gesucht, aber von Kahlcke oder Karaman weitgehend in Schach gehalten. Sehenswerte Duelle, die unterm Strich unentschieden ausgehen.

Taktische Fouls in Serie an Mehmeti: 4 Mal Gelb für den TSB in 6 Minuten

Das Spiel ist nun wie gemalt für die Heimelf. Man steht tief und kontert – jedes Mal über den schnellen Mittelfeldmotor Visar Mehmeti. Und jedes Mal wird er festgehalten oder umgerissen. In der 73., 74. und 76. Minute gibt es Gelb für die jeweiligen TSB-Akteure. Besonders bitter aus VfR-Sicht: In der 79. Minute hatte Mehmeti eine Drei-zu-eins-Überzahlsituation hergestellt. Bevor er jedoch den Ball abspielen konnte, wurde er erneut zu Boden gerungen. Regelkonform wieder Gelb – mehr gibt es nicht für die regelwidrige Vereitelung dieser Riesenkontergelegenheit. Den Freistoß aus 25 Metern setzt Korup in die Mauer.

Die Sünden der verpatzten Kaderplanung holen die Veilchen wiederholt ein

Das war es dann aber auch mit der VfR-Konterorgie. In dem intensiven Kampfspiel ging beiden Teams nun etwas die Luft aus. Zeit für Wechsel auch beim VfR – eigentlich. Doch die Wechselspieler, um drei oder vier nun auch in der Konzentration nachlassende Stammspieler gleichwertig oder sogar das Team verstärkend auszutauschen, hat Trainer Danny Cornelius in der nötigen Anzahl einfach nicht. Hier holt den VfR nun die völlig dilettantische Kaderplanung zu Saisonbeginn ein, die auch durch die Winterneuzugänge nur bedingt ausgeglichen werden konnte.

VfR-Trainer Danny Cornelius. © 2025 Olaf Wegerich
VfR-Trainer Danny Cornelius. © 2025 Olaf Wegerich

Und ewig grüßt das Murmeltier: Fleige nach Ecke völlig blank – 3:3

So grüßt beim VfR wieder mal das Murmeltier. Schon in den letzten beiden Heimspielen gegen Reinfeld (2:2) und Hohenwestedt (1:1) haben individuelle Aussetzer in der Schlussphase den Sieg und wichtige Punkte gekostet. Und so auch diesmal. Einer der kopfballstärksten Spieler der Liga wird nach einer Ecke komplett vergessen. Fleige sagt Danke und trifft zum insgesamt verdienten 3:3 (83.).

Fazit: So wirklich hilft das Unentschieden keinem der beiden Teams weiter. Bei denkbaren sechs Absteigern aus dieser Liga bleiben beide akut abstiegsgefährdet.

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