Für den VfR Neumünster gab es am Sonntag kein Geschenk auf dem Platz. © 2024 Olaf Wegerich
An seinem 114. Geburtstag empfing Rasensport Neumünster den Oldenburger SV zum Abstiegs-Oberligaduell. Die Fans hatten mit lilafarbenen und weißen Luftballons stilvoll die regionalligataugliche Umzäunung geschmückt. Aber: Während der Gast aus Ostholstein nach Spielschluss zu Recht über einen überaus verdienten Sieg jubeln durfte, enttäuschte der Gastgeber seine engagierten Fans auf ganzer Linie.
Clevere Oldenburger
Oldenburg agierte von Beginn an betont defensiv. Aus bombensicherer Fünferkette heraus wurde agiert. Man überließ den Veilchen gut 2/3 des Platzes und auch meist den Ball und setzte auf schnelle Umschaltmomente über die gefährlichen Außen Freddy Kaps und Daniel Junge. Ganz vorne spielte der etatmäßige Ersatzkeeper Thor Arne Höfs aufgrund der immer noch großen Personalprobleme.
Der VfR konnte mit dem vielen Ballbesitz aber nichts anfangen. Offensiv ging überhaupt nichts. Keine Bewegung, keine Ideen, individuell auch zu langsam, kein oberligaangemessenes Zweikampfverhalten, je weiter es nach vorne ging.
Fehler führt zum Tor des Tages
Als Neumünster dann im Aufbauspiel zentral 40 Meter vor dem eigenen Tor den Ball nur schlampig per 5-Meter-Pass zum eigenen Mann bringt, dieser ihn dann ohne energisch hinzugehen verliert und dann nicht nachsetzt, ist das Spiel bereits entschieden: Der Ball kommt zu Höfs, der ihn per Absatz direkt auf halblinks zu Daniel Junge weiterleitet. Der vollendet eiskalt (34.): Das Ergebnis des guten Offensiv-Umschaltspiels des OSV gepaart mit schlechtem Anspiel, ungenügendem Zweikampfverhalten sowie anschließend zu langsamen defensiven Umschalten seitens des Gastgebers.
VfR-Team von Rocco Leeser zu harmlos
Schon zu diesem Zeitpunkt war die OSV-Führung nicht unverdient. Allein die langen Einwürfe von Lucas Irmler brachten mehr Gefahr vor dem von Samuel Aphrem stark gehüteten VfR-Tor als sämtliche Angriffsbemühungen der Leeser-Elf vor dem OSV-Tor. Wieder Junge (38.) scheiterte an Aphrem. Gästekeeper Niklas Baeskow dagegen wurde null gefordert. Ein Freistoß von Kenny Korup blieb in der zu dicht stehenden Abwehrmauer hängen (45.).
VfR mit Systemumstellung in der Pause
In der Halbzeit stellt Leeser auf ein 3-5-2 um, Keenon Erfurth kommt als zweite Spitze, Murat Rasgele rückt ins Mittelfeld vor. Nur: Außer mehr Hektik passiert nichts. Ohne Plan segeln einfallslose lange Bälle nach vorne, die von der körperlich völlig überlegenen beweglichen OSV-Abwehr problemlos verteidigt werden. Oldenburg nimmt schon wie im Hinspiel nach der Führung – sehr verständlich – bei jeder sich bietenden Gelegenheit Zeit von der Uhr. Höfs bleibt gleich dreimal nach Zweikämpfen minutenlang liegen. Jedes Mal scheint er schwer verletzt, kann dann aber doch wieder zum Glück weitermachen.
Lars Brunner verletzt sich
Auch die Schiedsrichter haben technische Probleme, deshalb ist die Partie ebenfalls minutenlang unterbrochen. Die spätere 7-minütige Nachspielzeit ist dann viel zu knapp bemessen. Nach einem eigenen Foulspiel per Grätsche gegen Erfurth bleibt dann Lars Brunner liegen und zeigt sofort an (73.), dass er verletzt raus muss. Er muss lange behandelt werden, kann kaum auftreten. Das sah nicht gut aus und lässt eine schlimmere Verletzung befürchten.
Defensive Oldenburger verpassen mehrfach die Entscheidung
Während der Gastgeber sich bei mehr Ballbesitz weiterhin sichtlich plan- und einfallslos abquält, nutzt der Gast seine sich nun vermehrt bietenden Umschaltaktionen nicht mehr aus. Ein Treffer von Kaps (69.) zählte wegen vermeintlichen Handspiels nicht. Entschieden scheint die Partie, als der gerade eingewechselte Jan-Erik Kränzke sich einen von seinem Gegenspieler vertändelten Ball holt und alleine auf Aphrem zueilte (85.). Der kann jedoch den nicht optimalen Abschluss von Kränzke entschärfen.
Nachspielzeit: Doch noch etwas Beschäftigung für OSV-Keeper Niklas Baeskow
So bleibt es bis zum Schluss spannend. Eine abgefangene Flanke des in der 89. Minute eingewechselten Agron Gashi ist dann in der Nachspielzeit die einzige ernsthafte Beschäftigung für OSV-Keeper Baeskow während des ganzen Spiels. Das sagt alles über die Harmlosigkeit des VfR.
Fazit: So taumelt der VfR Neumünster dem Abstieg entgegen. Nicht alle Spieler wirkten fokussiert. Gefühlt spielte man in Unterzahl. Mit dieser verheerenden Pass- und Zweikampfquote in der gegnerischen Hälfte und den immer wieder eingestreuten Fehlern in der eigenen Hälfte ist kein Tor machbar. Der OSV hat dagegen mit Herz und Leidenschaft gespielt und darf so auftretend sicher mit einem weiteren Oberligajahr planen.
Statistik
VfR Neumünster: Aphrem – Rasgele, Vinberg, Korup, Kahlcke (46. Kalota) – Lambach, Stölting – Berendsohn (46. Erfurth), Serifi (81. Hukporti), Güzel (89. Gashi) – Pryiomov.
Trainer: Rocco Leeser.
Oldenburger SV: Baeskow – Sarau, Müller, Marvin Freund, Lars Brunner (74. Petersen), Irmler – Kaps, Papendorf (66. Glosch), Marcel Freund, Junge (88. Wölk) – Höfs (82. Kränzke).
Trainer: Kevin Wölk.
Schiedsrichter: Tim Jeschkeit (Gettorfer SC).
Assistenten: Hauke Moje, Jesper Riekmann.
Zuschauer: 188.
Tor: 0:1 Junge (34.).