7:0 gegen Oldenburg – Profihilfe bei Holstein Kiel II sorgt für Diskussionen

von Ismail Yesilyurt

Der Anfang des 7:0 per Foulelfmeter – Cedric Cordes (Oldenburger SV) kommt einen Tick zu spät gegen Luca Prasse (Holstein Kiel II). © 2025 Ismail Yesilyurt


Da trauten einige der Oldenburger Fans ihren Augen nicht, als man online die Startelf der U23 von Holstein Kiel gegen den Oldenburger SV in der Oberliga Schleswig-Holstein einsehen konnte! Gleich sieben Spieler aus dem (erweiterten) Kader der Zweitliga-Profis von Holstein Kiel standen in der Anfangsformation der zweiten Mannschaft der Störche auf dem Platz gegen den Oldenburger SV am 10. Spieltag der Oberliga Schleswig-Holstein.

Prominente Verstärkung für die Jungstörche

Neben Lio Rothenhagen (Torwart), Leon Parduzi und Luca Prasse – es fehlte noch Hamza Muqaj –, die seit Saisonbeginn ständig im Oberliga-Team mitspielen, gab es kurzfristig Verstärkung mit Marko Ivezić, Frederik Roslyng, Lasse Rosenboom und Niklas Niehoff aus der zweiten Bundesliga. Die Oldenburger mussten dagegen auf zwei ihrer wichtigsten Leistungsträger verzichten. Rico Mielke fehlte wegen der fünften gelben Karte. Und Frederik Kaps, der als Cheftrainer der U19 für Holstein Kiel tätig ist, fehlte aufgrund einer Vereinbarung mit Holstein.

Willi Weiße lobt Seriosität der Ligaunterstützung

„Am Ende, finde ich, haben die Jungs es erst mal sehr seriös angenommen. Es ist immer schon eine Herausforderung für die Spieler. Die kommen aus Elversberg, sind jetzt irgendwie zwei Tage unterwegs gewesen. Deswegen finde ich, dass jeder seine Aufgabe und seinen Job heute gemacht hat am Platz“, sagte Holstein-Coach Willi Weiße nach dem Einsatz der Ligaspieler.

Jan-Eric Kränzke (Oldenburger SV), Ikem Ugoh (Holstein Kiel II), Marvin Müller, Leon Parduzi und Torwart Cedric Cordes (v. l. n. r.)
Jan-Eric Kränzke (Oldenburger SV), Ikem Ugoh (Holstein Kiel II), Marvin Müller, Leon Parduzi und Torwart Cedric Cordes (v. l. n. r.)

Oldenburgs Trainer Florian Stahl war über den Einsatz der vielen Profis natürlich not amused. „Aber wenn man dann hier antritt und die Startaufstellung sieht, da sind sechs Spieler, wirklich sechs Spieler aus der Zweitliga-Mannschaft hier auf dem Platz, dann wirft das natürlich den ganzen Plan um“, sagte Stahl nach dem 0:7 bei den Jungstörchen.

Florian Stahl empört über Wettbewerbsverzerrung

„Und ich muss auch tatsächlich sagen, das ist auch ein Stück weit frech. Ja, die Regeln geben es her. Aber es sagt für mich ganz klar aus, dass Holstein Kiel dann auch ihren Nachwuchsleistungsspielern der U23 nicht mal das Vertrauen schenken, hier gegen eine Oberliga-Mannschaft anzutreten. Und dass sie dann so verstärkt werden, ja, ein bisschen Wettbewerbsverzerrung. Das hat uns alle ein bisschen sauer gemacht“, echauffierte Stahl. Zurecht! Der normalerweise ohnehin schon ungleiche Vergleich mutierte zur Mission Impossible. Nach zehn Punkten aus den letzten fünf Spielen – genauso viele wie Holstein II – liebäugelten die Gäste bei einem guten Spielverlauf und mit etwas Glück auf eine Überraschung gegen eine unfrisierte Störche-Elf.

Schnelles 1:0 beflügelt die Störche

Der neue Matchplan nach Bekanntgabe des Kieler Kaders war wenig überraschend der alte. Aus einer kompakten Defensivreihe mit einer Fünfer-Abwehrkette und zunächst Daniel Junge – später Thorge Salke nach der Pause – ganz vorne wollte der Oldenburger SV einige gefährliche Nadelstiche setzen.

Lasse Rosenboom (Holstein Kiel II) gegen drei Oldenburger - Marcel Freund, Heinrich Lunau und Silas Bünning (v. re. n. li.). © 2025 Ismail Yesilyurt
Lasse Rosenboom (Holstein Kiel II) gegen drei Oldenburger – Marcel Freund, Heinrich Lunau und Silas Bünning (v. r. n. l.). © 2025 Ismail Yesilyurt

Das schnelle Kieler 1:0 war für die Ostholsteiner natürlich gleich ein Dämpfer. Wobei das der guten Einstellung der Stahl-Elf keinen Abbruch tat. Cedric Cordes rutschte einen kleinen Tick zu spät in den Ball und brachte Luca Prasse, der einen Pass durch die dicht besiedelte Strafraumgrenze in der Box mitnahm, zu Fall. Niklas Niehoff, fast für alle Standards verantwortlich, verwandelte den Strafstoß sicher zur Führung.

Powerfußball der Kieler

Holstein Kiel bot eine breite Palette an Offensivmaßnahmen, um das Oldenburger Abwehrbollwerk, das teilweise zu einer Sechserkette in der letzten Reihe ausgebaut wurde, zu umfliegen. „Es gilt, gegen den Ball in dem Moment eine klare Idee zu haben, was wir dann machen wollen. Mit dem Ball gibt es natürlich auch schon Parallelen zwischen erster und zweiter Mannschaft. In der Art und Weise, wie wir spielen. Trotzdem geht es natürlich darum, einfach ein paar Grundpfeiler mitzugeben, wie wir gewisse Räume öffnen können. Und der Rest liegt dann ein Stück weit einfach auch in der Hand der Spieler“, erklärte Weiße den Spielstil seines Teams.

Direktes Kurzpassspiel auf engstem Raum, gefährliche Schnittstellenpässe, flexibles Spiel über die Außenpositionen plus die individuelle Qualität, um sich im Eins-gegen-eins durchzusetzen und Freiräume zu schaffen, erleichterten den Störchen den Flug mit Destination OSV-Gehäuse. Auch die ruhenden Bälle sorgten beim Gegenüber für unruhige Momente.

Leon Parduzi mit Premierentor zum 4:0-Pausenstand

So wie beim 2:0 – einer Co-Produktion der Zweitliga-Kicker: Niehoff brachte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld vors Tor, wo der aufgerückte Verteidiger Ivezić aus zehn Metern unhaltbar einköpfte. Der temporeiche Powerfußball der Gastgeber hielt bis zum 4:0, das Leon Parduzi vor den Augen von Liga-Cheftrainer Marcel Rapp nach Niehoff-Flanke mit einem Kopfball ins kurze Eck erzielte. Danach war Siesta in der Offensive der Heimelf bis zur Pause und darüber hinaus bei angenehmen sommerlichen Temperaturen im Citti-Fußball-Park.

Marko Ivezic (Holstein Kiel II) köpft zum 2:0 ein. Vorne Thorge Salke (Oldenburger SV). © 2025 Ismail Yesilyurt
Marko Ivezic (Holstein Kiel II) köpft zum 2:0 ein. Vorne Thorge Salke (Oldenburger SV). © 2025 Ismail Yesilyurt

Lio Rothenhagen mit ruhigem Tag

Denn nach dem Seitenwechsel bot der Oldenburger SV bis zum 0:5 eine recht ordentliche Defensivleistung. Besonders Thor Arne Höfs, der schon in der ersten Halbzeit mit seinem kompromisslosem Zweikampfverhalten die Bestnote im OSV-Team verdiente, erwies sich weiterhin als ein „Terrier“ mit einer sehr guten Leistung. Mit dem 5:0 durch einen Foulelfmeter von Jorden Winter schalteten die Kieler dann wieder in den Modus der ersten 35 Minuten.

Zu einer klaren Chance im gesamten Spiel kam der OSV bei seinen Vorstößen nicht. Lio Rothenhagen erlebte einen ruhigen Sonntagnachmittag. Insgesamt gab es zehn Ballkontakte für den Störche-Keeper. Sechs aus dem Spiel heraus und vier nach Abstößen – zwei davon nach Schüssen der Oldenburger über das Tor in der ersten Halbzeit.

Am Ende stand ein klares 7:0 – ein Ergebnis, das die Diskussion um die Durchlässigkeit zwischen Profi- und U23-Kader, nicht nur bei Holstein Kiel, erneut befeuern dürfte.

Stimmen zum Spiel

Florian Stahl (Trainer Oldenburger SV)
Willi Weiße (Trainer Holstein Kiel II)

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