2:1 gegen Eckernförde: Hohenwestedts Joker Jasper Schwarz überragend

von Olaf Wegerich

Jasper Schwarz (MTSV Hohenwestedt) trifft gegen Julian Zülsdorff (Eckernförder SV) zum 2:1. © 2024 Olaf Wegerich


Die Hoffnung auf den Klassenerhalt in der Flens-Oberliga ist zurück beim MTSV Hohenwestedt. Nach zuvor nur zwei Punkten aus den letzten fünf Spielen gelang es dem MTSV mit einer Energieleistung, unbändigem Kampf und einer bemerkenswerten Moral, den Eckernförder SV nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte nicht unverdient mit 2:1 (0:1) zu bezwingen. Der Sieg gegen den ESV war zudem der erste Dreier gegen eine Mannschaft unter den Top Fünf. Überragender Spieler beim MTSV war der in der zweiten Hälfte eingewechselte Jasper Schwarz, dem beide Treffer gelangen.

Schwere Verletzung von Ole Altendorf

Überschattet wurde die Partie durch die schwere Verletzung von ESV-Torjäger Ole Altendorf, der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ohne Fremdeinwirkung im Rasen hängen blieb und mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausscheiden musste. Eckernförde läuft nach der zweiten Niederlage in Folge und einer bis dahin sehr erfolgreichen Rückrunde Gefahr, den 5. Platz noch zu verspielen.

Tjark und Clas Sievers nicht dabei

Ohne Kapitän Tjark Sievers, der zuletzt mit seinem Bruder Clas beim Bestellen der Felder zeitlich stark gefordert war und daher kaum trainieren konnte, ging es in die Partie. Zudem klagte Sievers zuletzt über Migräne. Dafür übernahm Henrik Schnoor die Kapitänsbinde. Auf der Torhüterposition gab es mit Enno Beckmann für Niclas Gohr einen Wechsel.

MTSV kalt erwischt – David Wagner mit dem Führungstreffer für den ESV

Bereits nach drei Minuten waren alle guten Vorsätze der Gastgeber wie weggepustet. Nach einem Angriff von Malte Clausen über die linke Seite, bei dem Jannis Brandt und Finn-Mathis Holm zu zögerlich agierten, folgte die „kalte Dusche“ durch David Wagner (3.), der wenig Mühe hatte, aus wenigen Metern zum 0:1 zu vollenden.

Der MTSV war nun völlig von der Rolle. Viele einfache Pässe fanden keinen Abnehmer und auch kämpferisch hatten es die Gastgeber gegen den sehr robusten und fokussierten ESV schwer, sich gefährlich in Szene zu setzen. Immer wieder blieb es bei Ansätzen, weil es entweder an der Passschärfe oder Präzision mangelte.

Der Druck, der auf der Mannschaft lastete, war auch von außen spürbar, zudem hinterließen auch die vielen englischen Wochen, bei denen die Mannschaft spürbar Körner gelassen hatte, ihre Wirkung.

Schwarz mit Pause

So auch bei Jasper Schwarz, dem Neuzugang von Stjernen IF Flensborg, der nach einem Gespräch mit dem Trainerteam vor dem Spiel wegen Überlastung zunächst um eine Pause gebeten hatte. Wie wichtig Schwarz mit seiner exzellenten Schusstechnik und Zielstrebigkeit für den MTSV in seinem ersten Oberligajahr bereits geworden ist, sollte sich später noch zeigen.

ESV verpasst Vorentscheidung vor der Pause

Der MTSV hatte wiederholt Riesenglück, dass der ESV nicht konsequent genug seine guten Chancen kurz vor der Pause durch Ole Altendorf und Malte Clausen nutzte, um bereits frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Zudem klärte Marcel Pinkert in höchster Not mit einer tollen Grätsche gegen Ole Altendorf.

Malte Clausen mit Tätlichkeit

Viel Glück hatte allerdings Malte Clausen (27.) vom ESV nach einer klaren Tätlichkeit gegen Hinrich Schröder, als er diesen mit beiden Händen zu Boden stieß. Schiedsrichter Dajinder Daniel Pabla (TUS Jevenstedt) zeigte jedoch nur die gelbe Karte.

Hohenwestedt nach der Pause wie verwandelt

Nach einer deutlichen Kabinenansprache durch das Trainerteam präsentierten sich die Gastgeber nach dem Seitenwechsel wie verwandelt. Endlich stimmte die Körpersprache und die Mannschaft agierte auch viel griffiger. Dem ESV muss zugestanden werden, dass die Mannschaft nach der Verletzung von Altendorf ein Stück weit geschockt reagierte und in Gedanken bei ihrem Mitspieler war.

Enno Beckmann (MTSV) klärt vor Malte Clausen (ESV)-Foto O.W
Enno Beckmann (MTSV) klärt vor Malte Clausen (ESV)-Foto O.W

Der MTSV kam nun endlich auch zu Abschlüssen und spielte wesentlich zielstrebiger. Zunächst scheiterte Henrik Schnoor mit einem strammen Schuss aus unmöglichem Winkel fast an der Torlinie stehend am ESV-Torhüter Bennet Behrens.

Schwarz als Gamechanger

Mit der Hereinnahme von Mathias Landt und Jasper Schwarz (64.) gelang dem MTSV-Trainerteam der spielentscheidende Schachzug, der dem Spiel die erhoffte Wende bringen sollte.

„Drischer hat überragend vorgearbeitet“

Nur drei Minuten nach seiner Einwechselung traf Jasper Schwarz nach schöner Vorarbeit von Torben Hendrischke (68.) über die rechte Außenbahn kommend zum inzwischen völlig verdienten 1:1-Ausgleich. „Drischer hat überragend vorgearbeitet, und ich habe nur noch den Fuß reingehalten“, freute sich Schwarz über seinen sechsten Saisontreffer.

MTSV mit vielen guten Abschlüssen

Der MTSV war nun gut im Spiel und drängte auf den so wichtigen Führungstreffer. Torben Hendrischke und Marcel Pinkert hatten mit ihren Distanzschüssen weitere gute Möglichkeiten, scheiterten jedoch am aufmerksamen Bennet Behrens im Eckernförder Tor, der ein guter Ersatz für den operierten Lauritz Sievers ist.

Von den Gästen war nun nicht mehr viel zu sehen. Die Zuschauer auf dem Sportplatz Wilhelmshöh sahen zwei grundverschiedene Halbzeiten. Während Eckernförde den ersten Durchgang klar dominierte, ging die zweite Hälfte an die Gastgeber, die zudem selten gezeigte Offensivqualitäten bewiesen.

Schnoor als genialer Vorbereiter – Schwarz mit dem Führungstreffer

Zwölf Minuten vor dem Spielende konnte sich Hendrik Schnoor über die rechte Außenbahn entscheidend durchsetzen. Seine perfekte Hereingabe landete bei Jasper Schwarz (78.), der mit einer herrlichen Direktabnahme per Vollspann zum viel umjubelten 2:1 traf. „Das hat Schnoor als Wandspieler mit dem Rücken zum Tor stark gemacht, wie er für mich aufgelegt hat. Ich habe dann nur noch draufgehalten. Das Glück ist mit den Dummen. In der ersten Halbzeit war das nichts von uns“, kommentierte Jasper Schwarz sein siebtes und bisher wohl wichtigstes Saisontor, nachdem er zuvor von seinen euphorisierten Mannschaftskollegen nach Spielende mit einer Bierdusche beglückt wurde.

Stimmen zum Spiel von den Trainern

„Das war ein Sieg des Willens. Kämpferisch und von der Moral haben wir überzeugt. Die erste Hälfte ging gar nicht. Da haben wir auch viel Glück gehabt. In der zweiten Hälfte waren wir dann viel griffiger“, war nicht nur MTSV-Trainer Udo Kochanski die Erleichterung nach dem Spielende deutlich anzumerken.

Nach der zweiten Niederlage in Folge und der Verletzung von Ole Altendorf war die Stimmung beim Eckernförder SV tief getrübt. „Das war für uns ein gebrauchter Tag. In der ersten Halbzeit waren wir richtig stark und hätten ein oder zwei Tore mehr machen müssen. Das mit Ole wirkt mehr nach als das Ergebnis. In der zweiten Halbzeit haben wir uns angepasst und es auch eher mit der langen Variante versucht. Wir sind auch sauer auf uns selbst“, fasste ESV-Trainer Maik Haberlag das Spielgeschehen zusammen, um dann noch einmal auf das Schiedsrichtergespann einzugehen. „Sie haben die Spielleitung in einigen Szenen zu locker genommen. Hohenwestedt befindet sich im Abstiegskampf und hat die Grenzen, wie weit man gehen darf, ein Stück weit ausgetestet.“

Hinsichtlich der Verletzung von Ole Altendorf gab es auch am Vatertag noch keine klare Diagnose. „Erster Verdacht ist Kreuzband, aber wir müssen jetzt natürlich erst die Untersuchung abwarten“, erklärte der sportliche Leiter des ESV Dirk Asmussen gegenüber Youkick.

SHFV mit unsäglicher Hinhaltetaktik

Hinsichtlich der annullierten Begegnung gegen Dornbreite Lübeck (1:4) hatte der Verband durch den Vorsitzenden des SHFV-Herrenspielausschusses Dirk Schröder am Sonntag den betroffenen Vereinen eine Nachricht zukommen lassen, mit der Aussage, dass in den nächsten drei Tagen die Entscheidung, ob und wann es zu einer Neuansetzung kommt, durch den Bereich Satzung und Recht im SHFV getroffen wird. Für diesen Bereich ist Ulf Bödeker der Entscheidungsträger.

Bis zum gestrigen Abend wurde dem MTSV jedoch keine Entscheidung seitens des SHFV mitgeteilt. „Das ist eine bodenlose Frechheit, wie die uns behandeln“, war dann auch die nachvollziehbare Reaktion von MTSV-Trainer Udo Kochanski.

Auch bei Dornbreite Lübeck wartet man nach dem Motto “still ruht der See” auf eine Reaktion des SHFV. „Nein, keinerlei Rückmeldung. Die letzte Meldung ist nach wie vor, dass unsere Beschwerde fristgemäß eingegangen ist“, bestätigte Trainer Dennis Hadler auf Nachfrage per E-Mail.

Es ist schon bedenklich, wie der SHFV mit seinen Amateurfußballern umgeht, die im Fall von Hohenwestedt kein Geld mit ihrem Sport verdienen und bei Dornbreite wohl nur geringe Zuwendungen bekommen. Dass Fehler unterlaufen wie bei der Passstelle bei der Erteilung der Spielgenehmigung für einen ehemaligen Sereetzer Spieler, der jetzt für Dornbreite spielt, ist menschlich und nachvollziehbar, aber dass die Kommunikation mit den Vereinen und die Entscheidungsfindung durch den Verband danach so viel Zeit in Anspruch nimmt, ist weder transparent noch nachvollziehbar und wahrlich kein Ruhmesblatt.

Der SHFV wäre auch gut beraten, in der Abstiegsfrage sich rechtzeitig Gedanken zu machen. Nach dem sicheren Abstieg von Kilia Kiel und dem möglichen Abstieg von SC Weiche 08 Flensburg aus der Regionalliga drohen bis zu fünf Absteiger aus der Oberliga. Denn auch der Aufstieg von Fast-Meister SV Todesfelde gegen die unter Profibedingungen arbeitende Mannschaft von Werder Bremen II und Altona 93 ist nicht zwingend zu erwarten.

Zur Erinnerung: Werders U 23 hat alle 29 Saisonspiele gewonnen und kann dabei ein Torverhältnis von 211:16 Toren vorweisen. Die letzte Partie gegen den FC Oberneuland, vor Jahren noch selbst in der Regionalliga beheimatet, wurde mit sage und schreibe 14:0 gewonnen. Oberneuland ist übrigens Vierter der Bremen-Liga.

Damit hängt das Schicksal von Tofe auch am Losglück und die vage Hoffnung, das Heimspiel in der Einfachrunde hoffentlich gegen den Hamburger Meister austragen zu dürfen, um überhaupt eine realistische sportliche Chance zu haben.

Bis zu 5 Absteiger aus Flens-Oberliga möglich

Daher ist es nicht unrealistisch, von fünf Absteigern auszugehen. Das wäre fast ein Drittel aller in der Oberliga spielenden Mannschaften. Festzuhalten gilt: Alle vier Aufsteiger, sei es Preußen Reinfeld, Nordmark Satrup, der VfR Neumünster und der MTSV Hohenwestedt, sind eine Bereicherung für die Oberliga. Gleiches gilt auch für Dornbreite, die noch über dem Strich stehen.

18 Teams in der höchsten Spielklasse!?

Daher wäre es zielführend und sportlich nachvollziehbar, wenn sich die Funktionäre des SHFV dazu durchringen, es bei drei Regelabsteigern zu belassen und die höchste Spielklasse des Landes, wie in Niedersachsen und in Hamburg, auf 18 Mannschaften zu erhöhen.

Schnoor wird dem MTSV fehlen

Am Samstag um 15:00 Uhr im Heimspiel gegen den Heider SV wird Kapitän Hendrik Schnoor, der diesmal den an Migräne leidenden Tjark Sievers vertrat, wegen seiner zehnten gelben Karte fehlen. Killian Pingel feierte nachdem ihm Knochensplitter im Knie operativ entfernt wurden einen Kurzeinsatz in der Nachspielzeit. Ebenso kommt Felix Ploog nach Gelbsperre zurück.

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